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■ AusgetanztTanzschule Schmidt muß dichtmachen

Die Tanzschule Schmidt in der Rosenthaler Straße muß dichtmachen. Das hat am Montag das Bezirksamt Mitte mit sofortiger Wirkung beschlossen. Der Grund: Die Tanzschule sei eine Vergnügungsstätte in einem Sanierungsgebiet und habe deshalb keinen Anspruch auf eine „Nutzungsgenehmigung“. Vergnügungsstätten wie Discos seien in Sanierungsgebieten „grundsätzlich nicht genehmigungsfähig“, so Baustadträtin Karin Baumert (PDS). Bereits im September letzten Jahres hatte die Betreiberin Sybille Schmidt, die Kurse für lateinamerikanische Tänze anbietet und HipHop-Feten und Hochzeitsfeiern steigen läßt, eine Gewerbeerlaubnis beantragt. In den letzten Monaten hatte es viel Wind um die Tanzschule gegeben. Sowohl Anwohner als auch die Hausverwalterin beschwerten sich wegen Lärmbelästigungen. Ende September hatten sich am Hackeschen Markt 500 Jugendliche und 150 Polizisten eine Straßenschlacht geliefert. Anlaß war die Festnahme von Graffitisprühern gewesen. In den darauffolgenden Wochen gab es weitere Randale und immer mehr Polizeiwannen im Straßenbild. Ausgangspunkt der Krawalle waren immer „die Konzerte in der Tanzschule Schmidt“, erklärte damals die Polizei. Nicht „etwa Linksradikale, sondern Teilnehmer der HipHop- Szene“ seien die Beteiligten. Betreiberin Schmidt hält den Beschluß, ihren Laden zu schließen, für „absurd“. Eine „innovative Kulturarbeit“ habe sie geleistet, eine halbe Million Mark investiert, nie einen Pfennig vom Kultursenator gesehen, und nun das. „Es ist eine abgekartete Sache.“ Die Hausverwalterin wolle die Tanzschule übernehmen, „das hat sie uns sogar gesagt“. Schmidt will Widerspruch einlegen, notfalls vor Gericht gehen. Der Dezember sei „der beste Monat“ im Jahr: Mehrere Gesellschaften hätten ihre Räume, die 1.000 Mark pro Abend kosten, für Hochzeiten gemietet. Ein lateinamerikanisches Konsulat stehe jetzt ebenso auf der Straße wie mehrere Firmen, die in der „Tanzschule“ Bescherung feiern wollten. Karen Wientgen

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