: Ausgeschöpft
■ Schauspieler Matthias Fuchs spielte bis zum Kräfte-Ende. Er starb an Neujahr
Manchmal kann man es schaffen. Manchmal gelingt es, durch Aktivität die Konzentration auf die Krankheit so weit zu mindern, dass das Schmerzempfinden schwindet. Und gelegentlich gelingt es Einzelnen, ihre jäh verknappte Lebenszeit zu verdichten. So, als wollten sie die abgeschnittenen Jahre in das verbleibende Zeitkontingent pressen, um sich wenigstens qualitativ die volle Dosis zu verschaffen.
Der seit längerem schwerkranke Schauspieler Matthias Fuchs, der an Neujahr 62-jährig in Hamburg starb, war so einer: Bis zum Schluss – zum letzten Mal trat er am 29. Dezember in Schimmelpfennigs Push Up am Schauspielhaus auf – hat er gespielt. Immer wieder hat er seinem Körper neue Kraft zu entlocken versucht, an die er vielleicht selbst nur noch halbherzig glaubte. Und an die alle, die mit ihm spielten – er war seit 20 Jahren Ensemblemitglied am Schauspielhaus – für ihn, den Sorin in Puchers Möwe-Inszenierung, mitglauben wollten. Doch Fuchs lief auf dünnem Eis – so unsichtbar wie jene für die Möwe auf den Bühnenboden aufgetragene Gleitschicht. Als hart und gründlich arbeitend galt der in Hannover geborene Schauspieler, dessen Bühnenkarriere in den 60er Jahren in Wien begann, von wo er unter anderem über Köln und Frankfurt nach Hamburg kam.
Voller Sehnsucht nach Lebensalternativen, aber auch voller Pragmatismus sei er gewesen, sagen Freunde über ihn. Und immer auf der Suche nach auch handwerklich solidem, ausdrucksstarkem Theater. Ob er sich angesichts neuer Formen manchmal in die alten Zeiten zurücksehnte – man kann es nicht wissen. Lauthals kritisch über Jungregisseure äußerte Matthias Fuchs sich jedenfalls nie. ps
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