Ausdrucksformen weiblicher Wut: Jede Menge Wut
In der Ausstellung „Like Water“ geht es um das Verhältnis von Wut und Weiblichkeit. Die Künstler_innen beleuchten unterschiedliche Facetten.
![psychedelische Darstellung einer Marienfigur mit nackter Brust, Trillerpfeife um den Hals und echsenartigem Baby auf dem Arm. Rechts oben steht in rosa Buchstaben "loving my anger" psychedelische Darstellung einer Marienfigur mit nackter Brust, Trillerpfeife um den Hals und echsenartigem Baby auf dem Arm. Rechts oben steht in rosa Buchstaben "loving my anger"](https://taz.de/picture/5550931/14/IMG-20220506-182041-1.jpeg)
Brachiale, unbändige Wut, akkumuliert in einer unkontrollierbaren Masse aus ungezählten Individuen. Begleitet von Feuer und Rauch bricht sie sich Bahn mit Vorschlaghämmern, Feuerlöschern, Brecheisen und entlädt sich mitten in der Innenstadt. Zuletzt gesehen am Feministischen Kampftag 2022, so oder so ähnlich, in Hunderten Städten, weltweit. So kann sie aussehen, die Wut der Unterdrückten des Patriarchats, so kann weibliche Wut aussehen.
In der Ausstellung „Like Water“ im Projektraum Top in der Schillerpromenade 4 nimmt Marleen Rothaus, bildende Künstlerin und Aktivistin, Bezug auf die Protestaktionen am 8. März. Ihre ausgestellten Werke „Care, Rage“ und „When Mary got Mad“ sind eine Art Cross-Over von Mariendarstellungen mit Fotografien von Aktivist_innen. Ihre Malereien thematisieren Wut und Sorgearbeit und werden auch als Banner bei feministischen Protestaktionen eingesetzt.
Die Ausstellung „Like Water“ im Projektraum Top in der Schillerpromenade 4 in Berlin ist bis 20. Mai, immer Donnerstag bis Sonntag 16 bis 21 Uhr, zu sehen.
Die Kuratorinnen der Gruppenausstellung Lía Kastiyo-Spinósa, Jaana Heine und Alisha Gamisch wollen weiblicher Wut Raum bieten, denn bisher gebe es kaum Publikationen zum Thema. Es seien vor allem „Frauen, sowie nicht-binäre- und Transpersonen, deren Wut nicht gehört wird“, heißt es in der Einführung zur Ausstellung. Wenige Gefühle seien „historisch und gesellschaftlich so stark gegendert wie die Wut“.
Wütende Weiblichkeiten würden in der patriarchalen Gesellschaft systematisch nicht ernst genommen, manchmal gar als „hysterisch“ pathologisiert.
Die an der Gruppenausstellung beteiligten Künstler_innen loten die unterschiedlichen Formen aus, Wut zu äußern. Performerin Lux Venérea nähert sich dem Thema komödiantisch, Künstler_in Cleo Kempe Towers beschäftigt sich in einer interaktiven Performance-Installation mit passiver Aggressivität.
Ein Buch mit Statements einer weißen, privilegierten Person zur politischen Situation in Palästina im Frühjahr 2021 lädt dazu ein, via QR-Code eigene Gedanken auf Instagram zu teilen. Hier gehe es um den Widerspruch, zwar „wütend; als privilegierte_r Beobachter_in aber gar nicht Teil des Krieges zu sein“, erklärt Kuratorin Lía Kastiyo-Spinósa.
Denn Wut habe auch mit „unterschiedlichen Erfahrungen der Unterdrückung, nicht nur in Bezug auf gender, sondern auch hinsichtlich race und class“ zu tun; deshalb hätten sie bei der Auswahl der Künstler_innen auf eine Diversität geachtet.
Die Ausdrucksformen von Wut unterscheiden sich enorm, das zeigt die Ausstellung „Like Water“, die noch bis zum 20. Mai zu sehen ist – einzige Gemeinsamkeit der wütenden Weiblichkeiten in unserer Gesellschaft ist wohl die Wut auf die Unterdrückung selbst.
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