piwik no script img

Ausbau des Bahnhofs OstkreuzNachtruhe führt zu Umwegen

Weil die Bahn beim Umbau des Verkehrskreuzes wegen der Anwohner nachts nicht zu viel lärmen darf, muss sie mehr tagsüber arbeiten - und Linien unterbrechen.

Fahrgäste am Bahnhof Ostkreuz Bild: dpa

Der Umbau des Bahnhofs Ostkreuz führt zu erheblichen Einschränkungen für viele Fahrgäste. Mehrere Linien werden bis zum Sonntag unterbrochen, stattdessen fahren Ersatzbusse (siehe Kasten). Die Bahn schiebt die Verantwortung dafür an den Senat, der zu restriktiv mit Ausnahmegenehmigungen für Arbeiten in der Nacht sei. "Trotz der Lärmschutzwand, die nachweislich die Lärmsituation deutlich verbessert, haben wir von der Senatsverwaltung für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz nur für einen Teil der Arbeiten die erforderlichen Genehmigungen erhalten", erklärt Projektleiter Mario Wand von der DB ProjektBau. Jetzt müsse eben tagsüber mehr gebaut werden - und davon seien dann die Fahrgäste stärker betroffen.

Die Umweltverwaltung von Senatorin Katrin Lompscher (Linke) weist den Vorwurf der Bahn zurück. "Es hätte für die Anwohner erneut erhebliche Belastungen bedeutet, wenn wir alle Nachtarbeiten genehmigt hätten, die Anwohner hätten dann zum Teil nicht mehr in den Wohnungen bleiben können", so Lompschers Sprecherin Regina Kneiding. Es sei "eine besonders schwierige Abwägung" zwischen den Interessen der Bahn und ihrer Fahrgäste einerseits und den Anwohnern andererseits. Die Bahn habe zuletzt 19 Ausnahmeanträge für nächtlichen Lärm gestellt, davon seien 5 genehmigt worden.

Außerdem verweist Kneiding auch auf Entscheidungen des Verwaltungsgerichtes. Dort hatte der Anwohner Jürgen Freymann von der Betroffenenvertretung Traveplatz/Ostkreuz geklagt, weil er nachts nicht mehr schlafen konnte. "Vor Gericht hat sich gezeigt: Es kann nicht allein um die Interessen der Bahn gehen", so Kneiding.

Jetzt fordert die Bahn ihre Fahrgäste auf, den Bahnhof Ostkreuz weiträumig zu umfahren und zum Beispiel die U 5 ab Wuhletal und Lichtenberg sowie die Straßenbahn zu nutzen. Die Ringbahn ist allerdings nicht beeinträchtigt. Bahnmitarbeiter Wand: "Auch in den folgenden Wochen sind zusätzliche Einschränkungen des S-Bahn-Betriebs an Wochentagen erforderlich, um die Bauarbeiten am Ostkreuz durchführen zu können."

Die Bahn baut den im Jahr 1882 eröffneten und stark sanierungsbedürftigen Knotenpunkt derzeit grundlegend um. Bisher wurde bereits eine neue Brücke mit Bahnsteig für die Ringbahn gebaut. An diesem Wochenende wird ein Teil der alten Brücke abgerissen. Sechs unterschiedliche S-Bahn-Linien halten hier, es handelt sich nach Angaben der Bahn um einen der am meisten frequentierten S-Bahnhöfe der Stadt.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

1 Kommentar

 / 
  • NS
    Norbert Schneider

    Ausgerechnet die DB tut jetzt so, als lägen ihr ihre Fahrgäste am Herzen: Heuchelei kann ich das nur nennen. Denn wenn der DB ihre Fahrgäste wirklich am Herzen lägen, dann sorgte sie vor allen anderen Dingen dafür, dass ihre Züge und Anlagen stets ordentlich gewartet und unterhalten würden. Nicht nur am besonders krassen Fall der Berliner S-Bahn zeigt sich, dass dies definitiv nur noch ansatzweise hier und da der Fall ist, denn es gibt andauernd und überall wegen irgendwelcher Mängel oder Schäden Zugverspätungen oder -ausfälle.

    Dass bei Baulärm in der Nacht die Gesundheit der betroffenen Anwohner den Vorrang haben muss, versteht sich von selbst. – Denn: Mensch geht vor Sache. – Doch das scheint der DB nicht nur hinsichtlich der Anwohner am Ostkreuz, sondern auch hinsichtlich ihrer Fahrgäste, wenn sie diese bei Unregelmäßigkeiten mitunter wortwörtlich ohne Informationen im Regen stehen lässt, schlicht unbekannt oder egal zu sein.

    Schienenbahnen sind nach wie vor wichtig, aber gerade die S-Bahn hat ihre Wichtigkeit in Berlin verloren, was die traurigen Zahlen-Jongleure der DB verschuldet haben. Deshalb können ihre Belange bei Abwägungen betroffener Rechtsgüter vorläufig kaum noch Gewicht haben.

    Meiner Meinung nach muss erst den Bahn-Mangern das Handwerk gelegt werden, bevor aus dieser Richtung irgendwelche Äußerungen überhaupt ernst genommen werden können!