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Ausbau der A1Von Gütern und Märkten

Die Handelskammern in Hamburg und Lübeck machen sich stark für den Ausbau der Autobahn A 1 als Achse zwischen dem Ruhrgebiet und Kopenhagen.

So sieht die Computergrafik einer A 1 aus, die in einen Tunnel Richtung Dänemark mündet. Bild: dpa

HAMBURG taz | Sie denken in Korridoren, sie denken an Straßen entlang. Und deshalb geht es der Handelskammer Hamburg und der nördlich anschließenden Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Lübeck um die Entwicklung der "Wachstumsachse A 1". Ein 28-seitiges Positionspapier voller "Handlungsempfehlungen" zur Entwicklung des Wirtschaftsraumes zwischen Hamburg und dem Fehmarnbelt haben die beiden Kammern am Montag in Ahrensburg vorgestellt.

"Autobahnnahe Standorte stellen einen ökonomischen und einen ökologischen Wettbewerbsvorteil dar", heißt es in der Studie, weil geringerer Treibstoffverbrauch Kosten und Schadstoffausstoß mindere. Deshalb sei die Autobahn A 1 durch Schleswig-Holstein der entscheidende Verkehrsweg "als Kernstück der Metropolverbindung Ruhrgebiet-Hamburg-Kopenhagen".

Sie verbinde "Güter und Märkte, Technologien und Unternehmen, Menschen und Ideen" und sei damit "Motor der wirtschaftlichen Entwicklung" in der Region, so die Kammern. Das "Scharnier für die Handelsströme von und in den Ostseeraum" bildeten die Häfen von Hamburg und Lübeck.

Ein weiteres wichtiges Indiz sind der Studie die Pendlerzahlen des von der A 1 durchschnittenen Landkreises Stormarn zwischen Hamburg und Lübeck, der aufgrund hoher Wirtschaftsleistung und geringer Arbeitslosigkeit seit Jahren unter den ersten zehn der stärksten Kreise Deutschlands rangiert.

30.000 Menschen pendeln täglich aus dieser Region zur Arbeit nach Hamburg und noch einmal fast genau so viele nach Lübeck. Umgekehrt pendeln fast 15.000 Hamburger und rund 17.000 Lübecker täglich zur Arbeit nach Stormarn.

Zudem würden sich nach dem Bau einer festen Querung des Fehmarnbelts "neue Perspektiven in der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit den skandinavischen Ländern ergeben" und die wirtschaftlichen Gewichte in der ganzen EU "ein Stück nordwärts verschieben".

Daraus folgt für die Kammern, dass die A 1 und auch die Schienenwege bis nach Fehmarn ausgebaut werden müssten, der Hamburger Verkehrsverbund sollte für zusätzliche Pendlerströme bis nach Lübeck ausgedehnt werden. Zusätzlich wird die Verbreiterung der A 7 nach Flensburg gefordert und der Bau der Ostseeautobahn A 20 von Lübeck nordwestlich um Hamburg herum mit einem Elbtunnel zwischen Glückstadt und Stade nach Niedersachsen.

Eine weitere Elbquerung per Brücke müsse im Osten Hamburgs geschaffen werden durch den Weiterbau der A 21 von Bargteheide über Geesthacht nach Lüneburg.

Das alles sei nicht nur eine Frage der länderübergreifenden Kooperation, so die beiden Kammern: "Es ist unser Beitrag zum Denken in Wirtschaftsräumen."

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1 Kommentar

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  • JP
    JJ Preston

    «Zudem würden sich nach dem Bau einer festen Querung des Fehmarnbelts "neue Perspektiven in der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit den skandinavischen Ländern ergeben" und die wirtschaftlichen Gewichte in der ganzen EU "ein Stück nordwärts verschieben".»

     

    Eine so krasse Fehleinschätzung sieht man selten. Der einzige Effekt der Beltquerung ist eine Steigerung des LKW-Verkehrs östlich von Hamburg mit Verlagerung von der A7 herüber. Die Betriebe an der A1 haben davon gar nix, lediglich die Rastplätze Neustädter Bucht, Trave und Buddikate werden stärker frequentiert werden. Folglich müssen sie ausgebaut werden (Buddikate ist schon heute am Rand der Kapazität an LKW-Stellplätzen), und die Tankstellenwarte, Shop- und Gastronomiebetreiber bekommen allenfalls höhere Pacht aufgedrückt, ohne dass sich das durch höhere Einnahmen refinanzieren würde, denn was das angeht, sind die deutschen Rastplätze allesamt teurer, als es sich so ein gemeiner ausländischer Kilometerfresser leisten kann. Der Verdrängungseffekt auf Gastronomiebetriebe abseits der Autobahnen ist dabei größenmäßig zu vernachlässigen.

     

    Zudem: Im als Referenz genannten Bereich Stormarn ist die A1 bereits sechsspurig. Sollen das demnächst acht Spuren werden? Oder zehn? Die 4. Elbtunnel-Röhre hat auch nicht die erwartete Entlastung gebracht, sondern eher mehr Verkehr angezogen, in der Erwartung, dort besser durchzukommen. Und dann hat man das Nadelöhr zwischen Billstedt und Kreuz Süd, wo die Bebauung teils bis an die Bahn heranreicht (einschließlich der JVA Billwerder) und es Milliarden und Abermilliarden kosten würde, hier auf acht Spuren zu verdoppeln.

     

    Aber mit sowas hält sich die Politik ja nicht auf...