Aus der Deutschland-taz: "Einwanderer sollten sich vermischen"
Eine "rationale Einwanderungspolitik" fordert Ex-Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin und findet, dass die Reaktionen auf sein Buch "Deutschland schafft sich ab" jedes Maß verloren hätten.
B ERLIN taz Ex-Bundesbank-Vorstand und Buchautor Thilo Sarrazin spricht sich für eine rationale Einwanderungspolitik aus. "Diese Mentalität 'Piep, piep, piep, wir haben uns alle lieb' bringt uns nicht weiter", sagte er in einem Interview mit der taz. Erstmal müsse man fragen, wer einwandert. "Man muss eine rationale Einwanderungspolitik betreiben. Dann muss man klarmachen, dass die, die einwandern, sich vermischen sollten", sagte Sarrazin weiter. Die Fragen in dem taz-Interview stellte der Publizist Henryk M. Broder.
Auf die Frage, was dagegen spreche, dass Familien zu Hause Türkisch, Polnisch, Russisch, Arabisch sprechen, sagte Sarrazin: "Was die Familien miteinander reden, kann ihnen keiner vorschreiben. Aber die Lebenswirklichkeit bei ökonomisch integrierten Menschen bedeutet: Am Ende redet man die Sprache der Arbeitswelt." Andernfalls beschwöre man unnötige Konflikte herauf.
Mit Blick auf die durch sein Buch "Deutschland schafft sich ab" angestoßene Integrationsdebatte sagte Sarrazin der taz: "Wenn ich mein Buch lese, was ich bisweilen tue, bin ich immer wieder darüber erstaunt, dass ein trockener, sachlicher Text soviel Staub aufwirbeln kann."
Das von Henryk M. Broder geführte Interview mit Thilo Sarrazin und viele weitere Texte können Sie in der gedruckten "Deutschland-taz" lesen. Am 7. Dezember am Kiosk erhältlich - oder direkt an Ihrem Briefkasten. Foto: taz
Zudem kritisiert er den Umgang mit seinem Buch. "Der Skandal fand nicht über Inhalte des Buches, sondern über Rezeptionsprozesse statt." An den Inhalten sei nichts gewesen, was man ohne weiteres habe angreifen können. "Insoweit hat für mich die Reaktion schon in den ersten Tagen jedes Maß verloren und sich vom Anlass völlig gelöst", so Sarrazin.
Hinsichtlich des großen Medienechos gab der Ex-Bundesbanker zu, den Großteil der Artikel über sich nicht gelesen zu haben. "Ich werde aber mit einigen Monaten Abstand, ab März etwa, alles, was über mich geschrieben wurde, lesen", so Sarrazin.
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