Aus dem taz-Magazin: Bitte lächeln
Der Fotograf Jan Banning besuchte die Wohnzimmer der Armut. Im Dorf Dickisoni, Malawi ist es seitdem vorbei mit materieller Not.
Armut ist meist nur ein Thema, wenn es um aktuelle Katastrophen oder Kriege geht - die alltägliche Armut ist meist kein Thema. Das fand auch die Magazinredaktion des niederländischen NRC Handelsblad und schickte den Autor Dick Wittenberg und den Fotografen Jan Banning in das afrikanische Dorf Dickisoni. Es liegt in einem der ärmsten Staaten der Welt: in Malawi.
Die Armut der etwa hundert Erwachsenen und zweihundert Kinder in Dickisoni sollte die Lebensumstände eines großen Teils der Weltbevölkerung beispielhaft dokumentieren. 2,7 Milliarden Menschen gelten als arm, sie leben von weniger als zwei Dollar pro Tag.
Die Reportage "Das Gesicht der Armut" erschien im September 2005 in der Monatsbeilage "M" des NRC, einer einflussreichen überregionalen Tageszeitung mit einer Auflage von 280.000 Exemplaren. Die "M"-Redaktion hatte sich für einen opulenten Auftritt entschieden, eine Titelgeschichte über achtzehn Seiten. Mit dem, was nach der Veröffentlichung passiert, hat keiner der Produzenten und Autoren gerechnet. So viele Rückmeldungen auf einen Beitrag hat es noch nie gegeben, sechshundert Leser melden sich. Viele wollen Geld spenden und die Nummer des Spendenkontos wissen, das gar nicht eingerichtet war. "Vielleicht hatte der Beitrag eine so starke Resonanz wegen der inhaltlichen Tiefe", sagt Jan Banning, "vielleicht haben die Menschen genug Lifestylethemen konsumiert und sind ihrer müde." Vielleicht ist es den Autoren gelungen, durch ihren besonderen Zugang die fremde Realität nachvollziehbar zu machen.
62.500 Euro haben die Leser bislang gespendet. In Dickisoni entscheidet nun ein Dorfkomitee darüber, wie das Geld investiert werden soll. Zuerst wurde Kunstdünger gekauft und Mais gegen den Hunger. "Die Dorfbewohner wissen genau, was sie brauchen", sagt Jan Banning. Die Böden sind ausgelaugt, der Dünger soll dafür sorgen, dass sich die Hungerperioden der Vorjahre nicht wiederholen. Menschen waren krank geworden, gestorben. Waren zu schwach, um ihre kleinen Äcker für die folgende Saison zu bestellen. Die Spenden haben das Leben in Malawi verändert - ob auch nachhaltig?
Im taz.mag erzählt der mehrfach preisgekrönte Dokumentar-Fotograf Jan Banning nicht nur die Entstehungs- sondern auch die Wirkungsgeschichte dieser einmaligen Foto-Strecke, die selbstverständlich auch im taz.mag abgebildet ist: in aller geboten Opulenz, also im Rahmen von drei ganzen Zeitungsseiten.
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