Aus Rache für Festnahmen: Cyber-Kriegserklärung an US-Polizei
Die Gruppe AntiSec behauptet, Daten von 70 Polizeidienststellen in den USA gehackt zu haben. Mit deren Veröffentlichung im Internet will sie sich für die Festnahmen mutmaßlicher Hacker rächen.
LAS VEGAS/LONDON afp/dapd | Aus Rache für Festnahmen von Gleichgesinnten hat eine Hacker-Gruppe der US-Polizei den Cyber-Krieg erklärt. Die Gruppe AntiSec veröffentlichte am Samstag eine Erklärung im Internet, wonach sie über einen Internet-Angriff an Informationen von 70 US-Polizeidienststellen gelangt ist, die nun veröffentlicht werden sollten.
"Wir veröffentlichen eine massive Menge vertraulicher Informationen, die Polizeibeamte quer durch die USA blamieren, im Misskredit bringen und belasten werden", hieß es. Dies geschehe aus Solidarität mit in Großbritannien und in den USA verhafteten Hackern "und allen anderen politischen Gefangenen", die Opfer von Rechtsbeugung seien.
Der Sheriff von St. Francis County im US-Staat Arkansas, Bobby May, bestätigte, seine Abteilung und mehrere weitere seien aus Rache für die Festnahme von Hackern angegriffen worden, die mehrere Unternehmen attackiert hatten. Die US-Bundespolizei FBI habe Ermittlungen aufgenommen.
Die britische Polizei hatte Ende Juli den mutmaßlichen Sprecher der Hackergruppen Lulz Security und Anonymous festgenommen. Ein Londoner Gericht setzte den unter den Pseudonym "Topiary" bekannten 18-Jährigen vergangene Woche bis zur weiteren Verhandlung unter Auflagen auf freien Fuß. Ihm wird vorgeworfen, an Angriffen auf zahlreiche Websites beteiligt gewesen zu sein, darunter auch der Internet-Auftritt der britischen Behörde zur Bekämpfung organisierter Kriminalität (SOCA).
Lulz Security hatte sich in der Vergangenheit zudem zu einer Reihe spektakulärer Angriffe auf Webseiten von Unternehmen wie Sony und Nintendo und den US-Geheimdienst CIA bekannt. Zusammen mit Anonymous hatte LulzSec die Festnahme von 14 Vedächtigen durch US-Ermittler im Juli kritisiert, denen eine Beteiligung am Angriff auf den Online-Bezahldienst PayPal vorgeworfen wird. PayPal war in die Kritik geraten, weil es die Annahme von Spenden an die Internet-Enthüllungswebsite Wikileaks eingestellt hatte, nachdem diese tausende geheime Dokumente des US-Außenministeriums veröffentlicht hatte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
100 Jahre Verkehrsampeln
Wider das gängelnde Rot
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Baerbock warnt „Assads Folterknechte“
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Trendvokabel 2024
Gelebte Demutkratie
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
Mehr Zugverkehr wagen
Holt endlich den Fernverkehr ins Deutschlandticket!