■ Kommentar: Aufwachen!
Es wird verdammt knapp. In nur fünf Wochen müssen die Gegner des Transrapid noch fast ein Drittel der nötigen Unterschriften für die Volksinitiative sammeln. So aufgeweckt und helle, wie immer gesagt werde, seien die Berliner wohl nicht, stellten die Initiatoren enttäuscht fest. In der Tat, die geringe Resonanz auf das unsinnige Verkehrs-Mammutprojekt, das Berlin unmittelbar betrifft, verwundert. Kaum ein Passant sei bereit zum Gespräch, erzählen die Initiatoren. Noch weniger sind über den Transrapid informiert. Und ein Teil forderte sie gar auf, lieber eine Initiative gegen Ausländer zu starten. Was ist los mit den BerlinerInnen? Es wird zwar ständig gemeckert, aber mit seinem Namen will niemand für die Initiative geradestehen. Und das Thema Ökologie ist offenbar von Sorgen um Arbeitsplatz und Einkommen in den Hintergrund gedrängt worden. Dabei werden für den Transrapid Milliarden vergeudet, die viel sinnvoller verwendet werden könnten.
Vielleicht beruht das Desinteresse auf dem Instrument Volksinitiative selbst. Die Wirkung einer erfolgreichen Initiative ist, leider, gering. Eine Mehrheit im Abgeordnetenhaus gegen den Transrapid wäre ein erstaunlicher Glücksfall. Die Bundesregierung muß sich selbst davon nicht beeindrucken lassen. Doch die Transrapid-Gegner haben wenig Alternativen. Spektakuläre Aktionen oder Demonstrationen erregen nur kurzfristig Aufmerksamkeit. Mit einer Volksinitiative muß sich die Politik wenigstens auseinandersetzen. Dann besteht zumindest die Chance auf Veränderung. Die Transrapid-Gegner wollen jetzt alle Reserven mobilisieren. Vielleicht wachen die BerlinerInnen doch noch auf. Jutta Wagemann Bericht Seite 22
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