Aufstand an der Hafencity Universität: Professoren auf Zinne
Der Versuch, den HCU-Präsidenten Walter Pelka abzuwählen, scheiterte nur knapp. Pelka verantwortet die Verlängerung der Amtszeit der umstrittenen Uni-Kanzlerin.
„Präsident im Amt bestätigt“, meldete die HCU offiziell am Nachmittag. Doch Pelka war an der Abwahl nur eng vorbeigeschrammt, für die dafür nötige Dreiviertelmehrheit hatte nur eine Stimme gefehlt. Acht Personen stimmten für die Abwahl, zwei enthielten sich, nur einer stimmte dagegen. „Dass man bei nur einer Stimme sagen kann ,im Amt bestätigt’, ist eine Frechheit“, empört sich der Hochschullehrer Thomas Krüger. „Es kocht hier unter den Professoren.“
Der Konflikt an der Uni für Bau und Stadtentwicklung ist vor dem Hintergrund des Hochschulgesetzes zu verstehen, das von der Idee einer Hochschule als Unternehmen mit starker Führung geprägt ist. Dieses räumt einer Kanzlerin, die für eine lange Amtszeit von neun Jahren eingesetzt wird, viele Befugnisse ein: Sie verwaltet zum Beispiel den Finanzplan. Diese Position aber wird nicht von der Hochschule, sondern vom externen Hochschulrat besetzt. Den Vorschlag dafür macht der Uni-Präsident.
„Auslöser der Proteste ist, dass der Präsident Pelka die Kanzlerin trotz massiver Bedenken zur Verlängerung vorgeschlagen hat“, bestätigt Professor Krüger. Dabei habe schon Anfang 2017 bei einer internen Abstimmung eine Mehrheit von 29 Professoren die Verlängerung ablehnt. „Dies geschah nicht wegen der Einsparungen, sondern wegen der Führungsmethoden der Kanzlerin.“ Mit dem Ergebnis habe sich damals eine Delegation an den Präsidenten gewandt, um eine Lösung zu finden, die niemanden beschädige.
Doch das klappte offenbar nicht. „Das Verfahren wurde im Verborgenen fortgeführt“, sagt Krüger. Am 18. April wurde die Kanzlerin auf Vorschlag Pelkas im Hochschulrat gewählt, nun muss nur noch die Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank sie offiziell bestellen. Das will sie auch tun, wie ihre Sprecherin sagt.
Das Hamburgische Hochschulgesetz aus dem Jahr 2003 wollte Präsidenten, die unabhängig von der Basis sind. Deshalb wurde die Leitung der Hochschulen durch externe Hochschulräte ergänzt. Sie wählten die Uni-Präsidenten.
Auch nach einer Reform 2014 ist die Rolle der Hochschulräte stark. Sie wählen den Kanzler und sind maßgeblich an der Auswahl neuer Präsidenten beteiligt.
Will eine Uni ihren Präsidenten abwählen, braucht sie dafür eine Dreiviertelmehrheit im eigenen Hochschulsenat. Auch muss der Hochschulrat zustimmen.
Seither schlugen die Wellen hoch. Die studentischen Gremien luden für den 25. April zu einer Vollversammlung ein, wo vor rund 600 Anwesenden auch Professoren ihrem Unmut Luft machten. „Das Klima ist vergiftet. Sehr viele Mitarbeiter trauen sich nichts mehr zu sagen“, fasst Student Benedikt Schröter die Lage zusammen. Unter anderem habe die Kanzlerin das „International Office“ von drei auf eine Stelle zusammengestutzt und in dem Gebäude am Hafen eine restriktive Hausordnung durchgesetzt. „Wir Studierenden können nichts gestalten, an einer Uni für Gestaltung“, sagt Schröter.
Die Kanzlerin stehe mit dem Präsidenten für „Vorgaben, Vorschriften und Belehrungen statt Dialog und Motivation“, schreibt auch Krüger in einem Brief an die Senatorin. Es gebe eine „Verfolgung von Kritikern“. Auch wissenschaftlich stecke die HCU „in einer strategischen Sackgasse“.
Die Wissenschaftsbehörde will sich raushalten. Die Staatsrätin Eva Gümbel sprach am Montag mit Kritikern und schlug beiden Seiten vor, eine Mediation zu machen.
Pelka selbst nennt die Kritik „nicht fair“. Der Kanzler oder die Kanzlerin sei als Sachwalter der öffentlichen Hand oft „der unbeliebteste Mensch einer Uni“, sagt er der Morgenpost. Doch ohne die Kanzlerin würde es die HCU „schon längst nicht mehr geben“.
Im Anschluss an die gestrige Sitzung bot der Uni-Chef Gespräche mit allen Gruppen an. Dabei werde man auch „über geeignete neue Kommunikationsformate“ sprechen. Der Präsident wird im Frühjahr 2019 in Rente gehen.
Für den Linken-Abgeordneten Martin Dolzer zeigt der Fall, dass externe Hochschulräte nicht funktionieren. „Hochschulen brauchen Demokratie“, sagt er. Fegebank müsse die Kritik ernst nehmen und an der HCU „ergebnisoffen vermitteln“.
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