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Aufbruchsmomente

■ Jeans Team elektro-poppen im Molotow

„Ich steh im Regen / unter einem Dach / und ich habe meine Flöte mitgebracht / und ich spiele dieses Lied nur für dich“. So beginnt, schüchtern vorgetragen, das Jeans Team-Album Ding Dong. Der Titel lässt Naivität ebenso anklingen wie wesentliche Aufbruchsmomente inländischen Popmusikgeschehens („Da da da“, Halleluja Ding Dong Happy Happy); Ding Dong arbeitet sich entsprechend an unbekümmerter Romantik ab (etwa das eingangs erwähnte „Lied der Liebe“), bietet recht sorglos übernommene Zitate aus den 70er und frühen 80er Jahren, bleibt dabei nur vordergründig schmunzelnmachen-der White Trash-Charme (Bandname und Logo etwa entstammen ja realen Weddinger Verhältnissen). Live funktionieren Jeans Team aber nochmal ganz anders: Von völlig unterschiedlichen Inkarnationen derselben Band wird berichtet; mit etwas Glück spielen sie jetzt ein so tightes Set wie auf der PopKomm: zwischen Kraftwerk-Dramaturgien und puderzuckerverwehtem Disco-Trash, erstaunlich und begeisternd.

Was an musikalischen Zutaten und deren Mixtur auf der Platte eine gewisse Schalheit aufweisen könnte, tritt zurück hinter der durchweg smarten und präsenten Band. Da finden sich, wenn nach langen Spannungsaufbauten in furiosen ROCK geschaltet wird, tolle Aufbruchsmomente anderer Art. Und was verspricht noch gleich das letzte, vielleicht brillanteste Refrain-Mantra auf Ding Dong: „Mich wirst du / so leicht nicht vergessen, Baby.“ Alexander Diehl

Freitag, 21 Uhr, Molotow

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