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Aufbau OstSchäuble spendet ein Schloss

Am Ende sparte sich Schwarz-Gelb das Stadtschloss doch nicht. Der alte und neue Kulturstaatsminister Bernd Neumann setzte sich durch, der Senat jubelt.

Hängst schon mal zum Angucken: Stadtschloss auf dem Prospekt für die Humboldtbox Bild: dpa

Die neue Bundesregierung aus CDU/CSU und FDP will am geplanten Wiederaufbau des Stadtschlosses festhalten. Sowohl die Vorgaben für den Zeitplan als auch die für die Gestaltung der historischen Fassade sollen erfüllt werden. "Der Bundestagsbeschluss zum Bau des Humboldtforums am historischen Ort und in der äußeren Gestalt des Berliner Stadtschlosses wird realisiert", heißt es jetzt dazu im Koalitionsvertrag der schwarz-gelben Koalitionäre. Der Bundestag hatte sich 2002 für das Humboldtforum mit barocken Fassaden ausgesprochen.

Damit setzte sich Bernd Neumann (CDU), alter und neuer Staatsminister für Kultur und Medien, gegen Bedenken seiner Finanzkollegen in der eigenen Partei durch. Diese hatten in den Koalitionsverhandlungen Einwände wegen der Kosten in Höhe von 552 Millionen Euro vorgebracht und zur Verschiebung des gesamten Projekts - das ab Herbst 2010 hochgezogen werden soll - um mindestens vier Jahre geraten.

Neumann versicherte, dass der Wiederaufbau des Schlosses "eine feste Größe in der Kulturpolitik des Bundes" bleibe. In das Humboldtforum sollen einmal die Dahlemer Sammlungen Außereuropäischer Kunst, die wissenschaftlichen Bestände der Humboldt-Universität und die Zentral- und Landesbibliothek einziehen.

Berlins Kulturstaatssekretär André Schmitz (SPD) zeigte sich erfreut angesichts der Vereinbarung. Er sei "froh", dass auch die neue Bundesregierung am Beschluss des Bundestages festhalten "und das kulturpolitisch wichtigste Projekt des Landes wie geplant umsetzten will", so Schmitz zur taz. Schmitz hatte noch in der vergangenen Woche bei einem möglichen Scheitern des Projekts von einem "Offenbarungseid" gesprochen und vor einem Schaden für die Stadt gewarnt.

Dagegen hatte die baupolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Franziska Eichstädt-Bohlig, die Verschiebungsoption begrüßt. Auf der Grundlage der bisherigen Planungen sei das Projekt nicht machbar, da die Kosten "unrealistisch kalkuliert" worden seien, sagte sie.

Zwar werden zu den Fragen der Finanzierung und der Bauzeit in dem Koalitionspapier keine konkreten Angaben gemacht. Auch vom kommenden Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) gab es keinen Kommentar zum Thema. Aus Kreisen der Arbeitsgruppen für den CDU-FPD-Koalitionsvertrag hieß dazu, dies sei nicht erforderlich, da keine entsprechende Beschlusslage des Parlaments vorliege.

Ungemach droht dem Projekt dennoch weiter von planungs- und vergaberechtlicher Seite. Die Vergabekammer des Bundeskartellamts hatte im September den Vertrag zwischen dem Bauministerium und Architekt Franco Stella für ungültig erklärt. Dagegen hat nun das Bauministerium Beschwerde beim Oberlandesgericht Düsseldorf eingelegt. Sollte der Bund scheitern, dürfte das den Fortgang erheblich erschweren.

An diesem Montag wollen das Bundesbauministerium und der Präsident der Preußen-Stiftung, Hermann Parzinger, über den Planungsstand zum Humboldtforum informieren.

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6 Kommentare

 / 
  • M
    mir

    Ich find zeitgenössische Architektur nicht zum Kotzen.

     

    "Die Demokratie baut die Gebäude ihrer größten Feinde wieder auf" Das ist zum Kotzen.

    Die Tilgung des Palasts der Republik. Das ist zum Kotzen. Siegermentalität.

  • G
    Grethel

    Die barocke Fassade ist ein erster Sieg über die Glas-Stahl-Beton Investorenarchitektur der letzten 50 Jahre. Solange diez eitgenössiche Architektur zum kotzen aussieht, solange sollte alt gebaut werden. Schöner fürs Auge allemal. Ausserdem: Die stets revolutionsbereiten Franzosen lieben ihre alte Architektur ebenso. ma kann durchaus links sein und sich für die Schönheit aussprechen statt für die widerliche Entmenschlichung der Gegenwartsarchitektur.

  • S
    Schneider

    Schäuble spendet ein Schloss - der Senat jubelt

     

    Ich verstehe das nicht!

    Deutschland und Berlin haben andere dringendere Themen zu lösen.

    In Anbetracht der Schulden ist eine Verschiebung oder das AUS des Projektes zwingend.

     

    Oder soll dort der Rest an Ministerien aus Bonn

    einquartiert werden?

  • MK
    Maitol Krczstovczc

    Da kann ich nur sagen, wir habens ja. Einiges dazu habe vor einigen Tagen hier http://www.freitag.de/community/blogs/maitol-krczstovczc/stadtschloss-berlin---die-farce-geht-weiter

    Leider haben wir doch das nötige Kleingeld. :-(

  • F
    faulpelz

    Ein "Schaden für die Stadt" ist es wohl eher, wenn das Schloss kommt. Ich finde Berlin ja fasziniert, ich komme wirklich gerne dorthin, aber städtebaulich und architektonisch hat man in den letzten 20 Jahr doch das Meiste falsch gemacht. Man muss allerdings gestehen, dass es in Deutschland dafür insgesamt wenig Sensibilität gibt, die Berliner stehen nicht alleine.

     

    Deshalb denke ich, das Beste ist es, den Platz mindestens die nächsten 20 Jahre leer zu lassen.

  • A
    Aristokrat

    Juchuu... jetzt bekommen wir endlich unser Machtzentrum der preußischen Militärdiktatur zurück. Merkels Nachfolger können ja dann gleich Stilecht da einziehen. Und es kostet wahrscheinlich nur doppelt so viel wie das Kanzleramt. Die Kosten der Reichstagsrenovierung hat man ja jetzt schon durch Leerstand und Abriß des Palastes der Republik übertroffen. Die Demokratie baut die Gebäude ihrer größten Feinde wieder auf und macht sich damit selbst belanglos. Zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Aber das Beste ist ja, dass durch vorläufige Einquartierung des "Humboldt-Forums", der Makel der Kriegstreiberei von unseren großen antidemokratischen Aristokraten genommen wird. Wir können endlich wieder stolz sein auf die guten alten Zeiten.