Auf verlorenem Posten: Sie hat den Drive
AACHEN Keine Chance und trotzdem „scharf auf die Wahl“ ist die Grüne Katrin Feldmann
Das kitzelt richtig an“, sagt Katrin Feldmann. Gerade hat sie die Ergebnisse einer kleinen Wahlumfrage unter Jugendlichen gelesen, die Grünen kommen darin auf 26 Prozent. Mit diesem Ergebnis hätte Feldmann sogar Chancen, in den Bundestag einzuziehen, sie steht auf der NRW-Landesliste der Grünen auf Platz 29. Das aber ist, das weiß die Direktkandidatin im Wahlkreis Aachen-Stadt selbst, so gut wie ausgeschlossen. Gegen den CDU-Kandidaten ist hier kein Kraut gewachsen.
Je näher der Wahltermin rückt, desto heftiger werde dennoch das Bedürfnis, sich „öffentlich für die Gestaltung unserer Gesellschaft in globaler Verantwortung stark zu machen“, sagt Feldmann. Den großen Politsprech beherrscht sie also schon, dabei kandidiert die 49-Jährige zum ersten Mal für ein Mandat.
Die Politikwissenschaftlerin hat in der Aachener Hochschulverwaltung gearbeitet, sich mit der Blauhelmmission in Bosnien-Herzegowina beschäftigt – und im Germanistikstudium einen Schwerpunkt auf „Sprache in der Politik“ gelegt. Während der letzten 14 Jahre war sie dann vorrangig Hausfrau und Mutter.
„Eine privilegierte Angelegenheit“, sagt Feldmann, „so hatte ich die Zeit, mich für die Grünen zu engagieren.“ Mitglied ist sie seit 2005, politisiert habe sie sich aber schon als Schülerin: „Über Kirchentage, gegen rechts und für die Selbstbestimmung der Frau.“
Innerlich sei sie immer noch 20, „man hat noch den Drive“. Dass sich der nun mehr als bisher in politischem Einsatz ausdrückt, habe aber nichts damit zu tun, dass gerade ihre beiden Teenager flügge werden. „Eher mit den Diskursen, die wir zu Hause führen“, sagt Feldmann, „wir haben einen offenen Tisch.“
Dort geht es sicher auch um Feldmanns Herzensthema neben dem Klimaschutz: „Frieden geht nur in einem geeinten, solidarischen Europa.“ Auch, wenn die Rede von sozialer Gerechtigkeit ist, erkennt man ihr Leidenschaft. Während eines USA-Aufenthalts habe sie erkannt, „wie krass Gesellschaft aussehen kann, wenn wir nicht sozialstaats- und gemeinwohlorientiert unterwegs sind“.
Am Telefon spricht Feldmann „aus grünem Herzen und vollem Lauf“. Das kann sie gut: In kurzer Zeit viele Themen anschneiden. Sie ist stolz auf ihre Partei und „richtig scharf“ auf die Wahl. Wie es danach weitergeht, weiß Feldmann noch nicht. Der Politik will sie auf jeden Fall treu bleiben, vermutlich aber eben in Aachen, statt in Berlin. Thilo Adam
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen