berliner szenen: Auf dem Arkonaplatz
Kriegstrauung
Es gehört für mich zum Sonntag wie für andere der Gottesdienst, der Flohmarkt Arkonaplatz. Neulich kaufte ich für drei Mark einen BVG-Block und „Berliner Leben“ von ca. 1903 für 100 Mark, waren aber wirklich tolle Fotos drin. Ich sah einen Plattenspieler, bei dem die Platten aufrecht stehend abgespielt werden, ich kaufte noch drei Postkarten aus dem 1. Weltkrieg für nur zwei Mark, jeweils mit beschrifteten Rückseiten: „Liebe Tochter Erna ich sende Dir ein Bild mit meinen lieben Kameraden zum Andenken an meine Dienstzeit vom 29 Juli bis 26. August 1915 in Sensburg. Mit herz Gruß Dein lieber Papa.“ – „Ponniewiez d. 15. 10. 16. Liebe Tochter Lola! Sende Dir die herzlichsten Grüße, verbunden mit dem besten Wunsche auf Deine baldige Gesundheit. Das ist wieder eine neue Aufnahme mit unserem Quartier. Das kl. Judenmädchen wollte auch gerne mit drauf sein. Auf Wiedersehen grüßt und küsst Dich Dein lieber Papa.“ Das Skurrilste aber sicher ist das Bild einer Gruppe kostümierter Soldaten, ein Mann als Frau, einer als Pfarrer, dazu ein Schild „Kriegstrauung 1917“: „Zur Erinnerung an einen gemeinsamen Ulk aus dem Kriege 1917 Westen aufgenommen 2. Februar.“
Ich sah auch noch Briefmarken in einem Globe-Trotter-Album mit der Aufschrift: „Deutsche Demokratische Republik 1950 – 1990 ab Nr. : 251, zum Teil Postfrüch“. Gemeint ist „postfrisch“. FALKO HENNIG
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