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Archiv-Artikel

Auf Skandale und Affären spezialisiert

ONLINEPORTAL Mediapart berichtet über Brisantes

Bedeutender Erfolg für den Onlinejournalismus in Frankreich

PARIS taz | Jérôme Cahuzacs Kopf ist das Prunkstück unter den Trophäen des Onlinemagazins Mediapart. Ohne dessen Enthüllung am 4. Dezember 2012 wäre dieser Sozialist, der sich früher als Schönheitschirurg sein Geld verdiente, wahrscheinlich heute noch Minister.

Um ein Haar hätte er es geschafft, auch die hartnäckigen Journalisten von Mediapart zu diskreditieren. Mit dem Sieg der Wahrheit hat das Internetmagazin auch für den Online- und Enthüllungsjournalismus in Frankreich einen bedeutenden Erfolg verzeichnet.

Das 2008 von dem früheren Le-Monde-Chef Edwy Plenel gegründete Magazin hatte bereits in der Bettencourt-Affäre von sich reden gemacht: Damals publizierte Mediapart heimlich aufgezeichnete Gespräche zwischen der Milliardärin Liliane Bettencourt und ihren habgierigen Vermögensverwaltern. Es ging u. a. um die mutmaßliche Ausnutzung ihrer Altersschwäche, auch zur Finanzierung von Wahlkampagnen. 2010 gelang es dem Portal, die erforderliche Zahl von 30.000 Abonnenten zu erreichen, die das wirtschaftliche Überleben sicherten.

Mediapart gilt seit den angriffigen Artikeln über Expräsident Nicolas Sarkozy, der in die Bettencourt-Affäre verwickelt sein soll, als politisch links. Das hinderte Plenel und seine KollegInnen nicht, die Jagd auf den sozialistischen Minister Cahuzac zu eröffnen und ihn mit seiner Doppelmoral zur Strecke zu bringen.

Im Verlauf der Polemik über Cahuzacs Bankkonto und Steuerbetrug wurde Mediapart von diversen Medienkollegen Verleumdung und Gully-Journalismus vorgeworfen. Im Nachhinein würdigte Premierminister Ayrault die wichtige und unentbehrliche Rolle des unabhängigen Journalismus.

Mediapart-Gründer Plenel lässt sich seinen Triumph nicht zu Kopf steigen: „Was ein Malheur für die Demokratie ist, macht uns Journalisten nicht unbedingt glücklich“, meinte er zur Staatsaffäre Cahuzac.

RUDOLF BALMER