Auf Du und Du mit dem Radl: Alle Räder stehen still
■ Die VSF schließt Produktion der Bremer Fahrradmanufaktur
Die Bremer Fahrradmanufaktur (VSF) ist in der Krise. Aus Kostengründen hat das Unternehmen inzwischen die gesamte Produktion zu Fremdfirmen ausgelagert. In der Folge hat der ehemals selbstverwaltete Betrieb 15 seiner 35 Mitarbeiter entlassen.
Um die eigene Produktion zu sichern hatten Betriebsrat und Geschäftsführung 1998 einen Tarifvertrag geschlossen, der neben einer befristeten „Deckelung“ der Lohnzuwächse ein Paket weiterer Maßnahmen vorsah. Als man sich über die Prämienregelung für Akkordarbeit nicht einig wurde, blockierte die Geschäftsführung die weitere Umsetzung der Maßnahmen, sagt IG-Metall-Sekretär Günter Brauner. Daraufhin wurde statt des Leistungslohnes ein Durchschnittslohn gezahlt – egal, ob ein Kollege ein Fahrrad am Tag montierte oder zehn.
Für Burkhard Körner, bis zu seiner Entlassung im Dezember Mitglied im Betriebsrat, sind die Probleme daher hausgemacht. Die schrittweise Auslagerung der Produktion zu Fremdfirmen ist für Körner eher Ursache der Kostensteigerungen als Heilmittel: „In der hauseigenen Produktion wurde zuletzt überwiegend nachgebessert, was die Fremdfirmen lieferten. Außerdem war unser kleines Lager logistisch mit der Verteilung der Zulieferungen an die Fremdfirmen überfordert, was zu teuren Engpässen geführt hat.“ Für Körner wäre es daher sinnvoller gewesen, sich am Jahresanfang auf die interne Produktion zu konzentrieren.
Die im Sozialplan festgelegten Abfindungen für die gekündigten Mitarbeiter lassen indes auf sich warten. Laut Geschäftsführung war mündlich vereinbart, dass zunächst die neue Finanzierung stehen müsse. Für die ersten Entlassenen läuft aber Ende Januar die Ausschlussfrist ab. Um ihren Anspruch nicht zu verlieren, haben sie jetzt Klage eingereicht. Sie fürchten, sonst im Falle einer Zahlungsunfähigkeit leer auszugehen. Andererseits könnten es gerade diese Klagen sein, die den Konkurs des Unternehmens herbeiführen. not
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