■ Auf Du und Du mit dem Ökodorf: Ich hatte immer satte Mehrheiten“
Eckard Hildebrandt, Wardenburgs ehemaliger Bürgermeister, ist ein Mann ohne Punkt und Komma. Er ist eitel genug, sich als Öko-Schimanski feiern zu lassen, weil er eigentlich Polizeibeamter ist, aber trotzdem bekennender Atomkraftgegner. Er hat versucht, mit viel Engagement, die Gemeinde Wardenburg ökologisch umzukrempeln (siehe auch den Bericht auf dieser Seite). Vorerst ist er als Bürgermeister abgewählt, mit seinen Ideen gescheitert. Wie es mit der Ökologie in der oldenburgischen Gemeinde weitergeht, sagt er der taz.
taz: Wie wird aus einer stinknormalen Gemeinde eine Ökogemeinde?
Eckard Hildebrandt, ehemaliger SPD-Bürgermeister: Indem man Themen anpackt, die normalerweise in kleinen Gemeinden politisch nicht beachtet werden. Gezielte Solarenergieprogramme, ökologische Ausweisung von Bauland und eigene Stromversorgung.
Wie kann man eine Gemeinde für Ökologie begeistern, wenn man gerade ihre Bauern mit Forderungen des Naturschutzes gequält hat?
Bevor ich Bürgermeister wurde, hatte sich die Bevölkerung in ökologischen Fragen nicht engagiert. Aber unsere Bevölkerung ist sehr unterschiedlich. Es gibt nicht nur Bauern bei uns, sondern auch viele Beamte und Mittelständler, Leute die nach Oldenburg pendeln. Die waren offen für ökologische Dinge. Wir haben auch nicht nur Ökologie gefördert. Gerade weil die Landwirtschaft immer mehr abnimmt, haben wir versucht, mittelständische Betriebe nach Wardenburg zu bekommen.
War das Motto, Ökogemeinde Wardenburg, ein Marketing-Gag?
Richtig heißt es: Ökologie und Ökonomie Hand in Hand. Dafür habe ich mich engagiert. Unsere Leistungen finden bis heute, ich möchte fast sagen weltweit, Beachtung und Anerkennung.
Woran hat es denn nun gelegen, daß zumindest seit der letzten Kommunalwahl die Ökologie auf der Strecke geblieben ist. Mögen die Wardenburger die Natur nicht mehr?
Die SPD alleine hatte nie eine satte Mehrheit im Rat. Wir brauchten in ökologische Entscheidungen auch die anderen Parteien. Dann gab es eine unsägliche Debatte über ein Asylantenbewerberheim. Ich wollte das. Das Thema hat für Hysterie gesorgt und uns sicher Stimmen gekostet.Das Gespenst der Arbeitslosigkeit ging um, solche Themen wurden von anderen ausgenutzt und überlagerten die Diskussion um unseren ökologischen Weg. Trotzdem, die Bevölkerung hat den ökologischen Kurs mitgemacht. Vielleicht hat mein vorgelegtes Tempo in Fragen der Ökologie Rat und Verwaltung überfordert. Man sagte immer, der Hildebrandt fährt mit dem Motorboot voraus und wir rudern hinterher.
Wie geht es denn jetzt weiter?
Ach, heute kommen die Leute schon wieder und sagen, Mensch Hildebrandt, wann wirst du wieder Bürgermeister. Die waren ja stolz, daß unsere Gemeinde in aller Munde war. Die haben sich mit dem positiven Image identifiziert. Heute passiert doch nichts mehr.. Ich muß auch noch die Mehrheiten beschaffen, damit überhaupt ein funktionsfähiger Haushalt verabschiedet werden kann. Ich kann also nicht ausschließen, daß ich zur nächsten Kommunalwahl oder sogar früher, als Bürgermeisterkandidat antrete, auch wenn es sich dann um einen hauptamtlichen Posten handeln sollte.
Fragen: T. Schuhmacher
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