Auf Du und Du mit dem Kulturpapst: Chef wird cheffer
■ Koalition schafft neue Kulturstabsstelle „oberhalb“ der Kulturabteilung
Ein friedliches Weihnachtsfest hat die große Koalition der Bremer Kulturszene nicht beschert. Zwar einigte sich die „Elefantenrunde“ der beiden Bürgermeister und der Fraktionschefs von SPD und CDU nach zähen Verhandlungen am Freitagabend darüber, die umstrittene Controlling-Gesellschaft kmb nicht zu „beleihen“ und so mit hoheitlichen Aufgaben zu ermächtigen (siehe Seite 21). Doch laut Kleingedrucktem läuft der als „kreative Lösung“ angekündigte Kompromiss auf mindestens dasselbe hinaus: Der kmb-Geschäftsführer soll neben seinen bisherigen Aufgaben eine Stabsstelle „oberhalb und außerhalb der Kulturabteilung“ übernehmen. Als direkt Kultursenator Bernt Schulte und Staatsrätin Elisabeth Motschmann (beide CDU) unterstellter Verwaltungsmitarbeiter kann der derzeitige kmb-Chef Volker Heller fortan über die Geldzuwendungen an Kultureinrichtungen mitentscheiden.
„Das ist eine eklatante Schweinerei“, kommentierte Brigitte Schulte-Hofkrüger vom Kulturrat diese Entscheidung. Die Koalition unternehme einen weiteren Versuch, die Wünsche der Kulturszene auszuhebeln und „drückt sich zugleich vor dem Problem, die Kulturabteilung auf Vordermann zu bringen“. Kein Wunder: Die Maximalforderung des Kulturrats lautete auf Abschaffung der kmb. Aber: „Wenn sie schon da ist, soll sie erstmal ihre Arbeit als Service-Einrichtung zufriedenstellend erledigen.“
Wie berichtet, haben SprecherInnen der im Kulturrat oder in der Initiative Anstoß organisierten Bremer Kultureinrichtungen genau das wiederholt kritisiert. Hinzu kommt eine durch Umbesetzungen oder Pensionierungen spürbar ausgedünnte Kulturabteilung. Außerdem gilt das Verhältnis zwischen kmb-Chef Heller und Abteilungsleiter Reinhard Strömer mindestens als angespannt. Theaterintendant Klaus Pierwoß beobachtet gar „einen richtigen Kleinkrieg“. Nach seiner Auffassung ist jede Form der Aufwertung des kmb-Chefs nicht produktiv, weil er für eine rein „betriebsökonomische Sicht auf die Kultur“ stehe.
Trotzdem genießt die kmb in den CDU-geführten Haushalts- und Finanzressorts einen guten Ruf. Finanzsenator Hartmut Perschau wertete die Koaltionsentscheidung als „bessere Lösung“ gegenüber der Beleihung. ck
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