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Auf Du und Du mit Gen-FoodVor Raupen sicher: Der GENiale Mais

■ Genveränderter Mais versteckt sich überall / Cornflakes bis jetzt sicher: Die taz klärt genEthisch über Genfood auf

Ob Kartoffel, Mais oder Tomate – wer weiß schon, ob das Gemüse auf dem Teller gentechnisch verändert wurde. Verbraucher sind allzu oft verunsichert. Dr. Karin Kreutzer vom BUND gibt Antworten auf viele Fragen. Die tazstellt in loser Folge Gentech-Themen vor.

Cornflakes-Fan könne aufatmen und gentechnisch-frei weiteressen. In den Bremer Kelloggs Produkten konnten die Analysen von Ökotest keinen gentechnisch veränderten Mais nachweisen. Auch die Produkte von 17 weiteren Cerealien-Herstellern waren frei von Genfood.

Zwar sind die Endprodukte Cornflakes bisher frei von Veränderungen. Allerdings sind längst nicht alle Veränderungen angegeben: Trotz Kennzeichnungspflicht sind Produkte aus Maismehl zum Beispiel nicht ettiketiert. Genveränderungen bei Maisöl dagegen kann man bislang nicht nachweisen. Im Kleingedruckten fand sich dieser Hinweis bisher nur beim Butterfinger und einem Knusperreis (Hersteller Heinerle Spiel- und Süßwaren).

Gentechnisch veränderter Mais kommt nicht immer aus den Staaten – gleich um die Ecke wird er zu Versuchszwecken angebaut. Zum Beispiel im niedersächsischen Benkel, nahe Ottersdorf. Hier hatte sich eine Bürger-Initiative gegen den Feldversuch der US-Firma Monsanto gebildet. Das Feld wurde kürzlich zerstört, die Versuche, die auf drei Jahre angelegt sind, sollen aber weitergehen.

Ziel von Monsanto ist es, Schädlingen den Garaus zu machen. Der Maiszünsler bedroht Jahr für Jahr die Maisernten. Gut bekämpfen lässt sich Maiszünsler mit einem biologischen Schädlingsbekämpfungsmittel, dem Bacillus thuringiensis. Die Gentechniker haben es geschafft, dass die Wirkstoffe des Bakteriums von der Maispflanze selbst hergestellt werden. Eine Katastrophe für Biolandwirte wäre es, wenn der Bacillus durch Resistenzen irgendwann unwirksam wird. Sie hätten kein Schädlingsbekämpfungsmittel mehr.

Die Vorteile aber scheinen eindeutig: Die Ernte ist vor der Raupe sicher, und der Landwirt spart Spritzmittel, Energie und Zeit. Aber zwei wichtige Gründe sprechen dagegen. Und die sind so gravierend, dass Österreich, Norwegen und Luxemburg den Anbau und Import von Gen-Mais verboten haben.

Der Haupteinwand: Die Pflanzen enthalten Gene, die sie gegen das Antibiotikum Ampicillin resistent machen. Diese Gene werden von den Forschern benutzt, um kontrollieren zu können, ob die Genmanipulation erfolgreich war oder nicht. Es besteht die Gefahr, dass sich die Resistenzgene auf andere Organismen übertragen und Krankheitserreger bei Mensch und Tier nicht mehr wirksam mit verwandten Antibiotika bekämpft werden können.

Neben den gesundheitlichen gibt es auch ökologische Einwände. Während das gespritzte Gift nur kurze Zeit wirkt, wird es in der Gen-Pflanze pausenlos gebildet. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Raupe dagegen immun wird. Der Gen-Mais wäre dann wertlos – neue Gifte müssten gespritzt werden. Außerdem könnten harmlose Schmetterlingsraupen und Nützlinge im Boden geschädigt werden. In Großbritannien dürfen daher für vorerst drei Jahre keine insektenresistenten Pflanzen angebaut werden.

Für Monsanto, eine der größten Firmen, kam vor ein paar Monaten eine Hiobsbotschaft: Zwei führende US-Großhändler wollen nur noch Mais ankaufen, der in der EU zugelassen und gentechnik-frei ist. Da müsste man hier ja eigentlich nicht weiter testen ... Karin Kreutzer

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