Atomtestgelände in Nordkorea: Sprengung bis zum 25. Mai geplant
Nordkorea will noch vor dem Gipfeltreffen von Kim Jong Un und Trump das Gelände schließen. Ob die Ankündigung mehr als nur eine Geste ist, bleibt fraglich.
Kim und Trump wollen sich am 12. Juni in Singapur treffen. Dabei geht es um eine friedliche Lösung des langjährigen Streits um das nordkoreanische Atomprogramm.
Die Schließung des in einer Bergregion liegenden Testkomplexes ist ein symbolischer Schritt, mit dem das abgeschottete Land vor der Welt seine Bereitschaft zur Denuklearisierung demonstrieren will.
In Punggye-ri hatte Nordkorea seine sechs Atomtests durchgeführt, den bisher letzten und zugleich stärksten im September des vergangenen Jahres. Der UN-Sicherheitsrat hatte daraufhin der Führung in Pjöngjang einen erneuten Verstoß gegen Resolutionen des Gremiums vorgeworfen und die Sanktionen gegen das Land verschärft.
Neben anderen „technischen Maßnahmen“ sollen sämtliche Tunnel in dem Komplex durch Explosion zum Einsturz gebracht und alle Eingänge blockiert werden, berichteten die nordkoreanischen Medien. Auch die Kontrollgeräte, Forschungseinrichtungen und die Quartiere für das Wachpersonal am Boden sollen beseitigt werden.
Gelände zurzeit unbrauchbar
Das südkoreanische Präsidialamt reagierte am Sonntag etwas euphorisch: „Wir hoffen, der Knall des Dynamits, mit der die Tunnel in Punggye-ri gesprengt werden, wird ein Salutschuss für eine Reise zu einer atomwaffenfreien koreanischen Halbinsel sein.“
Pjöngjang hatte die Schließung des Testgeländes bereits Ende April bei dem Gipfel mit dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In angekündigt, aber keinen genauen Termin genannt. Nordkorea will jetzt Journalisten aus Südkorea, China, den USA, Großbritannien und Russland zur Berichterstattung zulassen.
Ob es sich bei der angekündigten Schließung um mehr als eine Geste handelt, gilt jedoch als fraglich. Das Atomtestgelände ist nach Einschätzung chinesischer Geologen durch frühere unterirdische Atomtests beschädigt und zurzeit unbrauchbar. Es sei auch nicht auszuschließen, dass radioaktive Strahlung ausgetreten sei.
Kim hatte jedoch beim Treffen mit Moon Skeptikern entgegnet, er werde nicht nur die Teile der Anlage schließen, die jetzt nicht mehr nutzbar seien. Auch Experten der auf Nordkorea spezialisierten Nachrichtenseite „38 North“ des US-Korea-Instituts hatten geschrieben, das Gelände sei nach wie vor für Atomtests geeignet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis