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Atommülllager MorslebenEinspruchsfrist läuft ab

Montag um Mitternacht läuft die Einspruchsfrist für die Stilllegung des Atommülllagers Morsleben ab. Umweltschützer fordern die Einstellung des Genehmigungsverfahrens.

In dem ehemaligen Salzbergwerk bei Morsleben sind 37.750 Kubikmeter schwach- und mittelaktiver Atommüll eingelagert worden. Bild: ap

MORSLEBEN/MAGDEBURG dpa/apd | Noch bis Montag 24.00 Uhr können Einwände gegen die Stillegungspläne des Atommülllagers Morsleben eingereicht werden. Dann laufe die Frist für Einwände ab, die seit Ende Oktober in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen möglich waren, teilte ein Sprecher des Umweltministeriums in Magdeburg mit. Rund 10.000 Einwändungen hat allein der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) gesammelt und am Wochenende übergeben. In Morsleben soll erstmals in Deutschland ein atomares Atommöllendlager stillgelegt werden. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) will rund 37.000 Kubikmeter strahlenden Mülls, der tief unter der Erdoberfläche in einem alten Salzbergwerk bei Morsleben lagert, für die Ewigkeit "einbetonieren".

Genehmigen muss dieses Vorhaben das Umweltministerium von Sachsen-Anhalt, das die vom BfS eingereichten Unterlagen zwei Monate lang öffentlich ausgelegt hatte.

Im Magdeburger Ministerium, in einem Gemeindebüro nahe von Morsleben sowie in Helmstedt hatten Bürger, Vereine und Initiativen Gelegenheit, in den Plan zur Stilllegung des Endlagers für radioaktive Abfälle, die Umweltverträglichkeitsstudie und einen landschaftspflegerischen Begleitplan einzusehen. Kerstin Koch, im Magdeburger Ministerium für nukleare Entsorgung, atomrechtliche Verfahren und Strahlenschutz zuständig, rechnet mit zahlreichen Einwänden zu den Stilllegungsplänen.

Fast 1,5 Jahre hat sie für deren Begutachtung eingeplant. Die Ergebnisse sollen in die weitere ministerielle Detailprüfung des BfS-Vorhabens einfließen. "Frühestens 2014 wird es dazu eine Entscheidung geben", schätzt Koch. Diese könne entweder grünes Licht für das Stilllegungsverfahren bedeuten oder aber auch die Feststellung, "dass es so nicht geht".

Ein Problem ist, dass verzweigte Salzstock an der Grenze Sachsen-Anhalts und Niedersachsens, nicht stabil ist. Schon 2003 krachten in Bereichen, in denen kein Atommüll liegt, tonnenschwere Salzbrocken von der Decke, im Frühjahr 2009 gab es einen weiteren sogenannten Löserfall. Zur Stabilisierung pumpten Arbeiter deshalb 1,6 Millionen Tonnen Braunkohlenasche und Salzbeton in die Tiefe.

Wood fordert Prüfung von Alternativen

Die alten Schächte und Sohlen des einstigen Bergwerks bei Morsleben, in dem früher Stein- und Kalisalz abgebaut wurde, erstrecken sich mehr als fünf Kilometer entlang des Allertals. Sie haben ein Hohlraumvolumen von rund 5,4 Millionen Kubikmetern. Drei Viertel davon sollen nach den BfS-Plänen mit Salzbeton verfüllt werden, um das umgebende Gebirge zu stützen. Einige Bereiche, darunter jene, in denen die radioaktiven Abfälle lagern, sollen durch zusätzliche unterirdische Bauwerke verstärkt und abgedichtet werden.

"Durch die unterschiedlichen Barrieren wird sichergestellt, dass nach menschlichem Ermessen keine unzulässige Freisetzung von radioaktiven Stoffen in die Biosphäre erfolgt", meint das BfS, das in Abdichtung und Verfüllung die am besten geeignete Stilllegungsvariante sieht. Dirk Seifert von Robin Wood entgegnet, die Prüfung von Alternativen sei öffentlich nicht nachvollziehbar. Vor dem endgültigen Verschluss des durchlöcherten Salzstockes müssten alle möglichen Optionen - einschließlich der einer Rückholung der radioaktiven Abfälle - gleichberechtigt untersucht und die Öffentlichkeit daran beteiligt werden.

Robin Wood hat wie andere Initiativen bundesweit zu Einwendungen gegen die Stilllegungspläne aufgerufen. "Wir wollen eine ergebnisoffene, transparente Diskussion über alle denkbaren Alternativen", sagt Seifert. Morsleben wurde 1970 als Standort für ein Endlager schwach- und mittelradioaktiver Abfälle ausgewählt und erhielt 1986 nach DDR-Recht eine unbefristete Genehmigung für den Dauerbetrieb. "Die gilt noch immer", sagt Kerstin Koch von Sachsen-Anhalts Umweltministerium.

"Keine grundsätzlichen Zweifel an der Machbarkeit"

Das Bundesamt für Strahlenschutz ist seit 1990 Betreiber des Endlagers Morsleben. Es hatte 1992 den Weiterbetrieb von Morsleben über das Jahr 2000 beantragt, sich später aber auf Stilllegung beschränkt. Bis 1998 wurden über 370 Meter unter der Erdoberfläche Fässer mit strahlendem Müll gestapelt und von Salz umschlossen. 2001 verzichtete das BfS dann unwiderruflich auf weitere Einlagerung, weil sie ihm "sicherheitlich nicht mehr vertretbar erschien". Seit 2005 liegen die Pläne zur Stilllegung vor.

"Wir wollen, dass das Ministerium das Planfeststellungsverfahren einstellt", fordert Dirk Seifert von Robin Wood. Referatsleiterin Koch sagt dazu, ihre Behörde habe zu den vom BfS eingereichten Materialien bisher lediglich festgestellt, "dass die Unterlagen plausibel und vollständig sind und dass es keine grundsätzlichen Zweifel an der technischen Machbarkeit gibt".

Koch sieht durchaus "noch viele Fragezeichen" zu dem beantragten Verfahren, das auf einer "höchst konservativen Betrachtung" basiere. So muss das BfS erst nachweisen, dass die Materialien für die Abdichtung der Abfälle auch in Tausenden von Jahren unter Tage noch korrosionsbeständig und undurchlässig sind. Derzeit könne sie auch nicht abschließend erkennen, ob es dem Betreiber gelinge, "schlüssig und zweifelsfrei die Langzeitsicherheit nachzuweisen", sagt die Ministeriumsmitarbeiterin.

"Verantwortungsvoll nach Lösung suchen"

Auch in der Rückholung der endgelagerten Abfälle als einer möglichen Alternative sieht Koch zunächst noch offene Fragen. "Wem soll man zumuten, die Fässer aus dem steinharten Salz herauszubohren?", fragt sie. "Das ist unser Wohlstandsmüll da unten. Wir müssen verantwortungsvoll nach einer Lösung suchen und dürfen die endgültige Entscheidung nicht nachfolgenden Generationen zu überlassen." Auch diese Frage sei gegebenenfalls nochmals zu diskutieren. Sollten die jetzigen BfS-Pläne für Morsleben in fünf Jahren genehmigt sein, würde die eigentliche Stilllegung des Endlagers nochmals 15 Jahre dauern.

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