Atomkraft in Großbritannien: Strahlende „Verrücktheit“
Die Regierung hat Pläne für neue Atomkraftwerke vorgelegt. Die Opposition steht dahinter. Aktivist:innen sind fassungslos.
Von der Labour-Opposition gab es dagegen keinen Widerstand. Ein Labour-Sprecher erklärte, dass die Partei nicht nur hinter der Erweiterung stehe, sondern sogar mehr getan hätte: „Die Konservativen haben in den letzten 14 Jahren keinen einzigen neuen Reaktor eröffnet, obwohl die letzte Labour-Regierung zehn Orte dafür bewilligt hatte.“
Britische Atomkraftgegner:innen verstehen hingegen die Welt nicht mehr. Chris Wilson von der Gruppe „Together Against Sizewell C“ (TASC) sprach von Verrücktheit. Seine Gruppe verlor kurz vor Weihnachten einen Rechtsstreit gegen das an der ostenglischen Küste in Suffolk geplante AKW Sizewell C. „Die Regierung redet von Energiesicherheit, doch Uran zur Betreibung der Anlagen gibt es in Großbritannien gar nicht“, bemerkt Wilson im Gespräch mit der taz. Zudem fehle es weiterhin an privaten Investitionen in das Projekt.
Chris Wilson, „Together Against Sizewell C“
Auch in Cumbria, an der nordenglischen Westküste geben sich Aktivist:innen fassungslos. Dort befindet sich der Ort Moorside. In Moorside erwägt die Regierung, ein neues Kernkraftwerk zu bauen – gleich neben dem sich im Abbau befindenden Nuklearkomplex Sellafield, wo strahlender Atommüll der letzten Jahrzehnte gelagert ist und verseuchtes Wasser in den Boden sickert.
„Ganz Großbritannien könnte durch diese Pläne Lagerstätte für Atommüll werden“, urteilt Marianne Birkby von der Anti-Atomkraft-Gruppe „Radiation Free Lakeland“. Sie und Wilson betonen beide, dass bis heute keine Langzeitlagerstätte für britischen Atommüll existiert. „Wenn Sie mich fragen, folgen unsere Politiker:innen einfach blind den Versprechen von Vertreter:innen der Nuklearindustrie, statt sie zu hinterfragen“, urteilt Wilson.
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