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Atomkraft-Pläne in der UkraineNeue Uralt-Reaktoren

Die ukrainische Regierung will das AKW Chmelnizki ausbauen. Sie argumentiert mit Energiesicherheit, doch es gibt Kritik an den Plänen.

AKW Chmelnizki in der Region Chmelnyzkyi Foto: Volodymyr Tarasov/Avalon/imago

Kyjiw taz | Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj drängt darauf, dass das Parlament des Landes den geplanten Bau von zwei Atomreaktoren genehmigt. Dieses Projekt sei entscheidend für die Energieunabhängigkeit der Ukraine und die Energiestabilität in der gesamten Region, sagte das Staatsoberhaupt nach einem Gespräch mit dem Chef der Internationalen Atomenergiebehörde, Rafael Mariano Grossi.

Im vergangenen April hatte die ukrainische Regierung den Bau von zwei weiteren Reaktoren am Atomkraftwerk Chmelnizki beschlossen, im Juni empfahl dann der Parlamentsausschuss für Energie und kommunales Wohnen den Abgeordneten die Zustimmung.

Geliefert werden sollen die beiden neuen Reaktoren aus Bulgarien. „Neu“ ist dabei relativ: In dem südosteuropäischen Land hatte man sie in den 80er Jahren im AKW Belene einsetzen wollen. In Betrieb gegangen ist Belene allerdings nie.

Für Bulgarien, das mit den beiden Reaktoren nichts anfangen kann, ist das ukrainische Interesse ein Glücksfall. Dass man für diese alten Reaktoren russischer Bauart noch Geld bekommen kann, hatte man nicht erwartet. Und auch im AKW Chmelnizki muss man nicht von vorne anfangen. Denn dort stehen bereits nicht fertiggestellte Reaktorgehäuse, ebenfalls aus den 80ern.

Reaktoren passen nicht zu Gehäuse

Zu den Gegnern des Projekts gehört Artem Kolesnyk. Er ist bei Ecodia, der größten ukrainischen Umweltorganisation, für Energiepolitik zuständig. „Die Reaktoren aus Belene vom Typ WWER-1000/B-466B weichen technisch von den ursprünglich vorgesehenen Parametern der Reaktoren 3 und 4 des Kernkraftwerks Chmelnizki vom Typ WWER-1000/B-320 ab“, sagte der Umweltschützer gegenüber der taz. „Diese Unterschiede erfordern möglicherweise umfassende Modifikationen, um die Reaktoren in die bereits in den 1980er Jahren geplante Infrastruktur zu integrieren.“

Auch die Abgeordnete Inna Sowsun von der oppositionellen Holos-Fraktion hat kritisiert, die nicht fertig gestellten Bauten seien für einen anderen Reaktortyp als den nun von Bulgarien zu liefernden ausgelegt. Zudem wisse man gar nicht, in welchem Zustand die vor Jahrzehnten gesetzten Betonfundamente seien.

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