Atomausstiegsdebatte: Ausstieg aus dem Ausstieg
KOMMENTAR: MARCO CARINI ÜBER DIE NORDDEUTSCHE ATOMZUKUNFT.
F rauen unterscheiden Unterwäsche in "sauber" und "dreckig", Männer dagegen haben drei Kategorien zur Verfügung: "sauber", "dreckig" und "geht noch".
Als würde Bundesumweltminister Norbert Röttgen sich diesen Witz zu eigen machen, unterteilt er in der AKW-Sicherheitsdebatte die siebzehn deutschen AKWs in drei Klassen. Die neun Atommeiler, die noch laufen, sind die sauberen Kraftwerke, die nun aus der Sofort-Ausstiegsdiskussion genommen werden.
Dazu gehören Brokdorf, Emsland und Grohnde. Und das, obwohl die am Dienstag veröffentlichte Studie jedem dieser Atommeiler erhebliche Sicherheitsmängel attestierte, keiner von ihnen in jedem der durchgeprüften Bereiche auch nur die mittlere Sicherheitsstufe erreichte.
Die acht derzeit abgeschalteten AKWs aber unterscheidet Röttgen noch einmal in vier dreckige und vier Geht-Noch-Meiler. Nur die dreckigen Vier - darunter Brunsbüttel - gelten nun als nicht mehr tragbar. Die vier Geht-Noch-AKWs hingegen werden als Streitmasse dem freien Spiel der Kräfte übergeben - sie stehen etwa in Krümmel und an der Unterweser und können ja vielleicht noch ein wenig länger zum Einsatz kommen.
Damit probt Röttgen den Ausstieg aus dem Ausstieg - war er doch derjenige, der zu Beginn des Atommoratoriums forderte, die acht abgeschalteten Kraftwerke sollten nie wieder ans Netz. Vier Geht-Noch-AKWs - das stinkt gewaltig!
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