Asylbewerber im Luxushotel: Steigenberger statt Tröglitz

Nach dem Anschlag in Tröglitz will ein Blogger Asylbewerber in einem Luxushotel unterbringen. „Eine provokante Idee“, findet der Flüchtlingsrat.

Besser als Tröglitz? So könnten einige der Geflüchteten bald für einige Tage wohnen Bild: dpa

BERLIN taz | Fünf Sterne statt Fünfbettzimmer, Spa statt Gemeinschaftsdusche. Wenn es nach Christian Brandes geht, sollten Flüchtlinge so leben. Nach dem Brandanschlag auf eine potenzielle Asylbewerberunterkunft in Tröglitz am Osterwochenende rief der Comedy-Autor auf seinem Blog Schlecky Silberstein zum Spenden auf.

Per Crowdfunding sammelt Brandes Geld, um die Asylbewerber, die es künftig nach Tröglitz verschlagen könnte, zumindest zeitweise im nahegelegenen Luxushotel Steigenberger in Leipzig unterzubringen. Über 1.200 Euro sind seit Beginn der Aktion am Dienstagabend bereits zusammengekommen.

„Die Bewohner, die ohnehin nicht zu beneiden sind, haben eine Kompensation verdient“, heißt es auf der Kampagnenseite, „eine Kompensation für die Nazis, die verkappten Nazis [...] und die ganzen Fotografen. Wär's nicht schön, wenn man wenigstens mal für ein verlängertes Wochenende aus dem Wahnsinn rauskommen könnte?“

Der Aufruf findet sich zwischen einem lustigen Videoschnipsel und einem Einhornbildchen. Bei Schlecky Silberstein, einem der meist frequentierten Blogs in Deutschland, geht es sonst weniger politisch zu. Was derzeit aber mit den Flüchtlingen in Deutschland passiere, sei eine „hoch skurrile Angelegenheit“, findet Brandes. Würden die Flüchtlinge nun gecastet, „keine Schwarzen, keine Araber?“

Die Flüchtlinge hätten ohnehin schon „die Arschkarte gezogen“. „Egal, was du machst, es ist scheiße.“ Baut man die Unterkunft ab, würde sich die Politik als erpressbar darstellen, baut man sie wieder auf, würde es einen riesigen Rummel um die Bewohner geben.

Telefonkarten statt Tafelsilber

Christine Bölian vom Flüchtlingsrat Sachsen-Anhalt e.V. hält Brandes Initiative für nicht hilfreich. Die Kampagne sei eine provokante Idee, die den Diskurs aufmische. Die Debatte ginge an den Flüchtlingen vorbei. Das Geld sei anderweitig besser investiert, könne etwa für Sprachkurse verwendet werden.

Auch Kleinigkeiten wie Telefonkarten wären sinnvoller, um in Notfällen telefonieren zu können. „Manchmal gehen die Wünsche der Flüchtlinge an dem vorbei, von dem wir denken, dass es für sie gut sei.“ Das Rausreißen aus dem Alltag für ein, zwei Tage sei keine langfristige Lösung.

In der Tat rief Brandes die Crowdfunding-Kampagne im Affekt ins Leben. Mit Initiativen vor Ort hat er sich noch nicht in Verbindung gesetzt. Doch handele es sich durchaus um einen ernsthaften Plan, den Asylbewerbern das Geld zukommen zu lassen.

Die 50.000 Euro als Kampagnenziel seien willkürlich gewählt worden. Falls es nicht klappt, könnten die Spender ihr Geld zurückbekommen. Doch der Blogger ist sich sicher, dass die Summe zusammenkommt.

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