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Asyl–BRDigung auf Raten

■ Künstleraktion „Menschenlandschaften“ zum Asylrecht wird bis zum 9.11. in einigen Städten aufgeführt

Berlin (taz) - Wer miterleben will, wie das ist, wenn der neugewählte Vorsitzende der IG Metall, Frank Steinkühler, einmal keine Rede hält, sondern zusammen mit der Brecht–Tochter Hanne Hiob aus Brechts „Flüchtlingsgesprächen“ liest, sollte in den nächsten Wochen auf die Aktion „Menschenlandschaften“ achten, die zur Zeit mit einem Programm zur Situation von Asylbewerbern quer durch die Bundesrepublik zieht. Unterstützt von amnesty international, dem Kulturforum der SPD, den Grünen und verschiedenen Ausländerorganisationen, haben Künstler eine Collage über die menschenunwürdigen Lebensverhältnisse von Flüchtlingen in der Bundesrepublik zusammengestellt. Hanne Hiob, eine Mitinitiatiorin dieser Aktion, zur Begründung: „Welcher politisch Verfolgte hat noch die Zeit, die BRD–Botschaft zu suchen und dort ein Visum zu beantragen und monatelang auf die bürokratische Entscheidung zu warten. Stellen Sie sich vor, Brecht hätte 1933 in Nazi–Deutschland ein Visum beantragt zwecks Flucht vor den Nazis. Er, der nach dem Reichstagsbrand von einem Tag auf den anderen fliehen mußte, glauben Sie, er hätte überlebt?“ Unter dem von dem türkischen Schriftsteller Nazim Himet entlehnten Titel „Menschenlandschaften“ wird diese Collage an verschiedenen Orten aufgeführt, wobei u.a. der Pfarrer Heinrich Albertz, Ex–Bundesverfassungsrichter Martin Hirsch, der palästinensische Journalist Said Dudin und der iranische Dichter Said reden werden. Said wird aus seinem Buch „Wo ich sterbe, ist meine Fremde“ lesen. „Menschenlandschaften“ ist am 28.10. um 19.00 Uhr im „Erich–Ollenhauer–Haus“, der SPD–Baracke in Bonn zu sehen. Dort wird Franz Steinkühler sprechen. Am 29.10., 19.00 Uhr in Aachen, Asylbewerberheim Systerfelder Straße 99. Es spricht Yilmaz Karasan. 2.11., 19.30 Uhr in Bremen, Niederdeutsches Theater, dort spricht Heinrich Albertz. 5.11., 19.00 Uhr, Hamburg Markthalle, es spricht Martin Hirsch. 7.11., 19.30 Uhr in Bochum–Werne, Erich Brühmann–Haus, Kreyenfeldstr. 36; es spricht Martin Hirsch. 9.11., 19.00 Uhr in Hannover, Neustädter Hof Rote Reihe 8. Dort wird auch Esther Bejarano, eine Überlebende des Mädchenorchesters von Auschwitz, in der Abschlußveranstaltung von „Menschenlandschaften“ an den 9.11.1938 erinnern, die sogenannte „Kristallnacht“, in der die Synagogen in Flammen aufgingen.

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