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Asyl für Mobutus Sohn?

■ Asylbewerber „Wagba Mobutu“ könnte Sohn des früheren zairischen Diktators sein

Berlin (taz) – Ein angeblicher Sohn des ehemaligen zairischen Diktators Mobutu hat Asyl in Deutschland beantragt und kann möglicherweise mit einer Duldung rechnen. Der 33jährige Asylbewerber, der sich Wagba Sese Mobutu nennt und als Sohn des Ex- Diktators bezeichnet, war am Montag in Baden-Württemberg beim Versuch des illegalen Grenzübertritts in die Schweiz zusammen mit seiner Frau und zwei Kindern festgenommen worden. Nach eigenen Angaben war er aus Afrika per Flugzeug nach Köln eingereist. Er hatte einen zairischen Diplomatenpaß.

Während Nachrichtenagenturen gestern unter Berufung auf „Freunde“ der Familie Mobutu mutmaßten, es handele sich bei Wagba um einen Neffen des verstorbenen Ex-Diktators namens Alba, existiert nach Informationen der taz tatsächlich ein Mobutu- Sohn namens Agba – ein Name, der auf Dokumenten leicht zu Wagba verändert werden kann. Agba Mobutu hat sich im Diamantenschmuggel hervorgetan: Im April 1994 eignete er sich einen 175-Karat-Diamanten an, den die Unita-Guerilla aus Angola herausgeschmuggelt hatte. Als der Diamant aus Angola von einem Mitglied der traditionellen Lunda-Königsfamilie in den zairischen Ort Kahemba gebracht wurde, stritt sich Agba mit seinem Bruder Manda um den Stein und gewann. Der Diamantenschmuggel über Zaire war eine wichtige Einnahmequelle sowohl für Angolas Unita-Rebellen als auch für die Elite des Mobutu-Regimes.

In einem Lagebericht des Auswärtigen Amtes vom Juni heißt es, daß aus dem Ausland kommende Führungspersönlichkeiten des Mobutu-Regimes bei der Rückkehr in die Demokratische Republik Kongo (Ex-Zaire) mit „Verfolgungsmaßnahmen“ wie Hausarrest oder Gefängnis zu rechnen hätten. Damit gelten asylrechtlich als gefährdet und werden nicht abgeschoben. Das Auswärtige Amt wird nach Angaben von amnesty international von den Behörden konsultiert, wenn es um die mögliche Abschiebung von Exponenten des alten zairischen Regimes geht. D.J.

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