Christian Wulff will sein präsidiales Mitte-Image vor Kochs Kriminalitätskampagne schützen. Seinen Wahlkampfauftakt inszeniert er als Integrationsparty.
Ausländische Delinquenten sollen leichter abgeschoben werden können, junge Straftäter nach Erwachsenenrecht verurteilt werden - darauf einigen sich die Landesinnenminister der Union.
Groß aufgefallen war Bilkay Öney im Berliner Abgeordnetenhaus bislang nicht. Jetzt hat die Grüne Verständnis für Kochs Brachialwahlkampf geäußert - und ist auf einmal in aller Munde.
Auch die Mittelschicht der türkischen Einwanderer hat das Problem der Jugendgewalt längst erkannt. Von der CDU fühlen sich die Migranten aber in Kollektivhaft genommen.
Die Migrationsexpertin Bilkay Öney fordert Verständnis für Roland Kochs Wahlkampfforderungen. Die hessische CDU frohlockt. Und die grüne Fraktion isoliert Öney - anstatt sie in Schutz zu nehmen.
Entgegen seiner Rhetorik produziert Roland Kochs Politik Kriminelle: Über Jahre hat das Land Hessen Sozialprojekte für straffällige Jugendliche zusammengestrichen.
Seit Roland Kochs Kampagne zur Jugendkriminalität konkurrieren in Hessens Wahlkampf zwei Sicherheitskonzepte. Schließlich kämpft die SPD für eine matierelle Basissicherung. Die orientiert sich aber wenigstens an realen Ängsten.
Die Debatte um Jugendgewalt nutzt, wenn überhaupt, nur Roland Koch. Seine Parteifreunde Wulff und von Beust dürften kaum noch übersehen können, wie heikel das Thema auch für die CDU ist.
Mit Altkanzler Schröder bläst die SPD zum Angriff auf Hessens Landeschef Koch. Sie präsentiert sich als wahre Hüterin innerer Sicherheit und stellt Koch als Blender hin.
Was Roland Koch fordert, ist eine neurechte Variante von "politischer Korrektheit": Mit seinem "Anstandskatalog" will er den Lebensstil der vermeintlichen Mehrheit verteidigen.
Proletarische Gewalt gab es immer - sie faszinierte das bürgerliche Publikum. Die aktuellen konservativen Tiraden zeigen, dass die Kleinbürger mächtig Angst haben. Ohne Grund?
Zieht die Ausländernummer noch? Die Abschieberhetorik der Union zeigt, wie schnell der zivilisatorische Fortschritt einer "Integrationsgesellschaft" verspielt werden kann.
Die Kanzlerin stellt sich an die Spitze einer Angstkampagne zur Kriminalität von Ausländern. Das ist taktisch sinnvoll, weil sie ihr allzu kühles Image damit relativieren kann.