Parlament aufgelöst, Präsidentenamt ausgehöhlt: Das ägyptische Militär hat sich zur unantastbaren Institution gemacht. Der Plan ist, das das auf Jahrzehnte so bleibt.
Die Muslimbrüder, stärkste politische Kraft des Landes, sehen untätig zu, wie das Militär ihnen per Parlamentsauflösung die Errungenschaften der Revolution nimmt.
Im ersten Wahlgang liefern sich ein Islamist und ein Vasall des alten Diktators ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Präsidentschaft. Liberale Ägypter sind darüber entsetzt.
Das kreative Potenzial ist enorm, aber das Militär agiert beängstigend. Ein Jahr nach dem Sturz von Mubarak zieht die Kairoer Soziologin Mona Abaza Bilanz.
Die blutigen Zusammenstöße in einem ägyptischen Stadion reihen sich ein in die Strategie des Militärs: Für Unruhe und Chaos sorgen, um als Garant der Sicherheit zu gelten.
Nach den Krawallen am Rand eines Fußballspiels sehen viele die Fans als Opfer des entmachteten Militärs. Vielen gelten sie in Ägypten als Helden der Revolution.
Wilde Schießereien in Tunis, furchtlose Demonstranten auf dem Tahrirplatz, beste Stimmung in Tripolis: Ein persönlicher Rückblick des taz-Korrespondenten.
In der nördlichen Provinz Idlib eskalieren die Gefechte zwischen Armee und Deserteuren. 3.000 Kämpfer der Freien Armee Syriens sollen sich dorthin zurückgezogen haben.
KÄMPFE Zehn Menschen starben bei Auseinandersetzungen rund um das Parlament. Die Kämpfe halten an. Unabhängige Medien kritisieren zunehmend die Militärführung
Gezielt wurden auf dem Tahrir-Platz Soldaten eingesetzt und Frauen angegriffen, sagt der Aktivist Tarek Mustafa. Die Revolutionsbewegung ist in der Bevölkerung isoliert.
Die ägyptische Militärführung fürchtet, ihre in 60 Jahren gesammelten Privilegien zu verlieren. Mit ihrer Gewalt gegen die Demonstranten tut sie sich keinen Gefallen.
In wenigen Tagen beginnen die Parlamentswahlen, aber trotzdem demonstrieren die Massen. Einheimische Beobachter glauben nicht an einen reibungslosen Systemwechsel.
Bei den Protesten in Kairo sind die Opferzahlen viel höher, als es die Regierung behauptet, sagt ein Tahrir-Aktivist. Seine Forderung: Das Militär muss umgehend die Macht abgeben.
ÄGYPTEN Nach dem Rücktritt der Regierung lädt der Militärrat zu politischen Gesprächen. Ersten Berichten zufolge will er Mitte kommenden Jahres offenbar die Macht abgeben