Parteitage sind dreitägige Survivalcamps für alle Beteiligten. Langeweile, schlechtes Essen, keinen blassen Schimmer von der Welt da draußen. Wie hält man das bloß aus? Ein Hilfeschrei vom Dresdener Parteitag der Grünen
Helmut Geier alias DJ Hell ist der weltberühmte Hauptdarsteller des „new german cool“. Morgens wählt er Musik für eine Donatella-Versace-Modenschau aus, abends spielt er Fußball daheim in Traunstein. Sein neues Album hört sich an, als sei die Kotze des Kalten Kriegs noch feucht
Code of Cool, Emblem der Exklusivität, dabei inklusiver Gemeinsinnstifter – oder einfach nur ein laminierter beschrifteter Papierkreis vondrei Zentimeter Durchmesser mit einer Sicherheitsnadel hinten dran: Der Button ist auf unsere T-Shirts und Mantelkragen zurückgekehrt
Mehr als zwanzig Jahre nach ihrer kurzen Blütezeit erlebt New Yorker No-Wave-Szene der frühen Achtziger gerade eine Renaissance. Keiner anderen künstlerischen Bewegung gelang so konsequent die Vermittlung von Pop- und Hochkultur wie der Downtown-Avantgarde und ihrer Punk Art
Die Strokes haben mit ihrem Debütalbum „Is this it“ dem Rock ’n’ Roll Spaß, Stil und Glamour zurückgegeben. Jetzt ist das neue Album raus: „Room on Fire“. Selbstverständlich nicht ganz so gut. Trotzdem wie eine Berührung an der empfindlichsten Körperstelle. Jedenfalls, wenn man jung ist
Ungebrochen gegen das amerikanische Imperium, gegen Neonazis und Bullenschweine: Der politisch motivierte Punkrock ist auch nach mehr als einem Vierteljahrhundert nicht tot. Im Gegenteil: Heute ist die Szene global vernetzt, in diffuser Anti-Haltung vereint und in ihrem Spaß am Alkoholmissbrauch
Wie werden postmoderne Identitäten konstruiert? „insideout“ an der Schaubühne Berlin gibt eine Antwort. Das Tanzstück von Sasha Waltz ist eine interaktive Installation, die den Zuschauer einbezieht
Kapitalismuskritik? Diese Freiheit nehm ich mir! Denn die Abscheu gegen den Kapitalismus ist dessen nobelstes Produkt. Zweifellos lebt es sich schön in der Marktwirtschaft. Am schönsten allerdings da, wo ihre Prinzipien außer Kraft gesetzt sind
Die letzten Tage der Popkomm in Köln: Mit ihrer neuen „Public Zone“ unterzog sich die Musikmesse dem Realitätstest. Sein Resultat fiel indes eher dürftig aus, denn das spärlich gestreute Publikum goutierte die Angebote mit freundlichem Desinteresse. Im Fachbereich war die Luft sowieso raus
Eigentümliche Kenntnisse vermittelt das Kino über Sex: Sie gehen weit über den persönlichen Erfahrungshorizont hinaus, und doch kommen sie nie ganz an ihn heran. Wie will das Kino umgehen mit der Bildressource Sex, seit es sie nicht mehr verknappen muss, sondern verschwenderisch einsetzen darf?
Zwischen osmanischer Grand-Prix-Ikonografie, multikultureller Renaissance und Globalisierung: Die Kulturszene in Istanbul boomt. Eindrücke am Rande des diesjährigen Istanbul Music Festival
Sie heißen Miles, Readymade, Guano Apes. Sie stammen aus Würzburg, Wiesbaden oder Hannover. Und sie machen Gitarrenpop mit englischen Texten. Über die verschlungenen Wege aus der Nische
Räudiger Bruder des HipHop: Dancehall aus Jamaika galt im Westen lange nur als Nische für Macho-Fantasien. Mit dem Erfolg von Sean Paul ist daraus der Konsenssound für diesen Sommer geworden
Rebellenposen in Hollywood, Peace-Zeichen in den Gesichtern, Che und Mao im Regal neben Naomi Klein: Linke Attitüde ist plötzlich wieder en vogue. Ebenso aktuell ist wieder die Wehklage über die bloße Oberflächlichkeit solcher Gesten. Interessanter aber ist die Frage: Worauf verweist ihr Comeback?
Die Berliner Filmfestspiele sind zu Ende. Der Goldenen Bär ging an Michael Winterbottoms „In this World“. Doch in seinem Film gewinnen die Flüchtlinge aus Afghanistan keine Konturen. Wohlwollen ist kein Konzept, das Kino und Politik verbinden kann
In den Vereinigten Staaten wächst das Bündnis für den Frieden. Inzwischen wird es vom liberalen Durchschnittsamerikaner dominiert. Sogar Camilla Paglia ist gegen den Krieg. Sie liest den Untergang des amerikanischen Imperiums nicht aus Eingeweiden, sondern aus den Trümmern des Spaceshuttles