Arktis-Bohrgenehmigung für Shell: US-Umweltschützer kalt erwischt
Die USA haben den Weg für ein großes Bohrprojekt des Ölkonzerns Shell an der Küste Alaskas freigemacht. Umweltschützer kündigen Widerstand an.
WASHINGTON afp/rtr/dpa | Ungeachtet der Proteste von Umweltschützern hat die US-Regierung dem Energiekonzern Shell Öl- und Gasbohrungen in der Arktis unter Auflagen erlaubt. Eine vorsichtige Förderung der Vorkommen in der Tschuktschensee sei möglich, teilte die Behörde für Meeresenergiemanagement am Montag in Washington mit.
Allerdings würden für alle Förderprojekte „strenge Sicherheitsstandards“ gelten. Um im Sommer mit den Bohrungen beginnen zu können, braucht der niederländisch-britischen Konzern weitere Genehmigungen, etwa vom Bundesstaat Alaska.
Auch müsse das britisch-niederländische Unternehmen Shell die notwendigen Genehmigungen der zuständigen US-Behörden für Umweltschutz und den Schutz von Meeressäugern einholen. Die zuständige US-Behörde BOEM (Bureau of Ocean Energy Management) betonte, sich die Entscheidung nicht einfach gemacht und die Risiken gut abgewogen zu haben.
Der Konzern will in der Tschuktschensee, knapp 113 Kilometer entfernt von dem Dorf Wainwright an der Nordwestküste Alaskas, an bis zu sechs Stellen in relativ flachem Wasser bohren.
Kritik von Umweltschützern
Umweltschützer lehnen Bohrungen nach fossilen Brennstoffen in der Arktis ab, da sie negative Folgen für die Tierwelt am Nordpol fürchten. Diese leidet ohnehin unter dem Abschmelzen von Eisflächen in Folge des Klimawandels. „Diese Entscheidung stellt das große Ölgeschäft über die Menschen und setzt die Tier- und Pflanzenwelt der Arktis – und die Gesundheit unseres Planeten – aufs Spiel“, kommentierte die Umweltschutzorganisation Earthjustice.
sHellNO, eine lokale Kampagne aus Seattle, will ab Samstag unter dem Motto „You Shell not Pass!“ (Du wirst nicht durchkommen) Tausende Mitstreiter für einen dreitätigen Protest mobilisieren. „Wieder einmal hat sich unsere Regierung beeilt, die riskante und schlecht durchdachte Ausbeutung einer der entlegensten und wichtigsten Orte der Erde zu genehmigen“, kritisierte Susan Murray von der Meeresschutzorganisation Oceana. Und weiter: „Es gibt keine bewährte Methode, einer Ölpest im eisigen arktischen Wasser zu begegnen.“
Das Vorhaben sei riskant und unausgereift. Im April 2010 hatte eine Explosion der von Shells Wettbewerber BP betriebenen Bohrinsel Deepwater Horizon die bislang schlimmste Ölkatastrophe verursacht. Elf Menschen kamen ums Leben; Hunderte Millionen Liter Öl flossen in den Golf von Mexiko und richteten große Schäden an.
20 Prozent der weltweiten Öl- und Erdgasvorkommen?
Shell hatte seine Förderpläne in den Arktisgebieten von Alaska bereits 2013 nach wiederholten Problemen mit seinen dortigen beiden Förderanlagen auf Eis gelegt. Die Förderplattform „Kulluk“ löste sich bei stürmischer See von ihren Befestigungen und wurde an Land gespült. Die Shell-Plattform „Noble Discoverer“ wurde unlängst von der US-Küstenwache wegen Sicherheitsmängeln kritisiert. Beide Förderplattformen wurden zu Reparatur- und Wartungsarbeiten nach Asien gebracht.
Shell-Sprecher Curtis Smith bezeichnete die nun erteilte Genehmigung als „wichtigen Meilenstein“. Die Entscheidung zeige „das Vertrauen, dass die Aufseher in unseren Plan haben“. Die Arbeiten in der Tschuktschensee sollen im Sommer beginnen. Dort werden knapp über 20 Prozent der unentdeckten weltweiten Öl- und Erdgasvorkommen vermutet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!