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Kommentar Volvo setzt auf E-AutosUnter Strom

Manfred Kriener
Kommentar von Manfred Kriener

Volvo will als erste traditionelle Automarke aus dem rein fossilen Antrieb aussteigen. Andere Konzerne drohen den Anschluss zu verpassen.

Abschied vom Verbrennungsmotor: Volvo will innerhalb zweier Jahre auf elektrische oder hybride Technologie umstellen Foto: ap

E ine historische Wegmarke. Als erste traditionelle Automarke wird Volvo aus dem rein fossilen Antrieb aussteigen. Ab 2019, so die Ankündigung des Autobauers, werden alle neuen Modelle mit Elektromotoren ausgerüstet: vollelektrisch oder als Hybride. Es ist ein echter Paukenschlag. Schon vor Monaten hatte Volvo angekündigt, den skandalträchtigen Dieselmotor endgültig auszumustern.

Der Volvo-Abschied vom Verbrenner steht für das hohe Tempo, mit dem der weltweite Automarkt durcheinandergewirbelt wird. Wichtigster Treiber dabei ist China. Auch Volvo hat inzwischen chinesische Eigentümer: Das schwedische Unternehmen gehört zum Automobilkonzern Geely, der ebenfalls stark auf Elektromobilität setzt.

Die Pflichtquote für Elektromobilität, die ab 2018 auf dem größten Automarkt der Welt, in China, allen Automobilkonzernen droht, hat schon jetzt mehr in Bewegung gesetzt, als alle Förderprogramme und Prämien dies je vermochten. Aufgeschreckt von der Entwicklung in der Volksrepublik, überschlagen sich die deutschen Hersteller inzwischen mit lautstarken Ankündigungen und ehrgeizigen Zielmarken. Doch die Verbaloffensiven weisen alle ins nächste Jahrzehnt.

Vor allem Daimler und VW sind zu spät dran. Der skandalgeschüttelte VW-Konzern hat zwar Betrugsmotoren mit höchster Raffinesse konstruiert, bis heute aber kein einziges echtes Elektroauto gebaut, sondern lediglich fossile Modelle umgerüstet. Die Pole-Position besetzen andere wie Tesla, Nissan oder der chinesische Autobauer BYD, der weltweit die meisten Elektroautos verkauft. Jetzt will auch Volvo ganz vorn mitstromern.

Es sieht ganz danach aus, als würde Dieselgate das Ende der alten Automobilindustrie markieren. Fahrverbote und ordnungspolitische Einschnitte für alte Treibstoffautos, wie sie auch in den Niederlanden und in Norwegen geplant sind, werden den Boom der Elektromobilität noch beschleunigen. Volvo hat verstanden.

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Manfred Kriener
Manfred Kriener, Jahrgang 1953, ist Umweltjournalist und Autor in Berlin. Themenschwerpunkte: Klima, Umwelt, Landwirtschaft sowie Essen & Trinken. Kriener war elf Jahre lang taz-Ökologieredakteur, danach Gründungschefredakteur des Slow-Food-Magazins und des Umweltmagazins zeozwei.. Zuletzt erschienen: "Leckerland ist abgebrannt - Ernährungslügen und der rasante Wandel der Esskultur". Das Buch schaffte es in die Spiegel-Bestsellerliste und wurde von Umweltministerin Svenja Schulze in der taz vorgestellt. Kriener arbeitet im Journalistenbüro www.textetage.com in Kreuzberg.
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6 Kommentare

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  • 3G
    32795 (Profil gelöscht)

    Das ist mal wieder ein Artikel aus der Perspektive des arroganten Westlers.

     

    Der Verbrennungsmotor wird noch Jahrzehntelang gebraucht. Nur reiche Gesellschaften werden sich den Umstieg auf die e-Mobilität in absehbarer Zeit leisten können, der Großteil der Welt ist schon froh wenn überhaupt Strom aus der Steckdose kommt...

     

    Ob die "Pflichtquote" in China erfolgreich sein wird steht noch in den Sternen. Es ist einfach zu sagen die Konzerne müssen einen Prozentsatz X an Elektrofahrzeugen verkaufen, ob sich auch genug Kunden finden ist eine ganz andere Frage.

     

    Weltweit ist die e-Mobilität nur durch massive staatliche Markteingriffe überlebensfähig. Das alleine muss alle Alarmglocken ertönen lassen, wir haben es hier mit einer nicht konkurrenzfähigen Technologie zu tun.

     

    Volvo eilt gerade von einem Absatzrekord zum Nächsten. Mit Verbrennungsmotoren! Aber Volvo ist ein Zwerg, VW verkauft in drei Wochen mehr Autos als Volvo im Jahr. Volvo hat aber (relativ gesehen) nicht weniger Entwicklungskosten in den Bereichen Verbrennungsmotoren, Elektroautos und autonomes Fahren als VW. Um als Zwerg überlebensfähig zu sein muss man sich hier spezialisieren und Volvo legt den Fokus auf das autonome Fahren in Verbindung mit E-Autos, was thematisch einfach näher beieinander liegt.

     

    Hieraus zu den baldigen Tod der Verbrennungsmotoren abzuleiten ist gelinde gesagt mutig. Der Gedanke entspringt wohl dem Millieu der besserverdienenden, urbanen Bevölkerungsschicht die oft selbst gar kein Auto hat. Jedenfalls darf man von der Welt nicht sehr viel mehr gesehen haben als die reichen, urbanen Zentren um sich da anschließen zu können.

     

    Oder anders gesagt, nur weil Volvo jetzt bald ausschließlich für die reichsten 5% der Weltbevölkerung produziert werde ich keine Luftsprünge machen...

    • @32795 (Profil gelöscht):

      Wenn für Ölprodukte (also vom Plastik bis zum Diesel und Dünger) und davon abhängigen Dienstleistungen wie dem Transportsektor der echte Preis (inkl. Kriegskosten, Umweltzerstörung, Gesundheitskosten,... ) bezahlt werden müsste, sähe die Rechnung anders aus.

    • @32795 (Profil gelöscht):

      Das ist doch blödsinn. Es hat doch niemand behauptet, dass es in einigen Jahren keine Verbrenner mehr geben wird, sondern, dass (Volvo) keine mehr produziert. Außerdem ist auch nicht Afrika der Kontinent der für die Mehrzahl der Emission aus dem Individualverkehr verantwortlich ist.

      • 8G
        80576 (Profil gelöscht)
        @charly_paganini:

        Stimmt nicht. Hybride wird es weiter auch von Volvo geben.

  • Ausgerechnet Daimler baut immerhin Akkufabriken (wenn auch die Zellen dieser Akkus immer noch von anderen Anbietern kommen), denn eines muss man verstehen: Das tollste E-Auto ist wertlos ohne Akku und da gibt es massive Kapazitätsengpässe in der Fertigung. Dass Tesla in den USA viel Geld dafür ausgibt, eine riesige Akkufabrik zu bauen, liegt genau daran. Wer die Akkus baut, hat alle in der Hand, die anderen müssen sich dann hinten anstellen, wenn sie welche haben wollen.

    • @Mustardman:

      Sehr richtig.

      Die Hybridfahrzeuge umgehen dieses Problem in dem die fehlende Akkukapazität durch einen kleinen Benziner - welcher immer am Optimum laufen kann und dadurch auch sehr gute Verbrauchswerte hinbekommt. Das macht Toyota erfolgreich seit 20 Jahren. Aber das haben die grauen Herren in Deutschland (noch) nicht nötig.