piwik no script img

LESERINNENBRIEFE

Religiöse Verortung

■ betr.: „Dreizehn Minuten“, taz vom 17. 6. 15

Zum Vortrag von Dan Diner im Jüdischen Museum zur ersten Begegnung zwischen Vertretern des jüdischen Volkes und Deutschlands, den Sonja Vogel referiert, sei gesagt, dass es offenbar um Israelis, vermutlich jüdische, ging und geht. In dem Staat Israel leben heute und lebten damals vor 50 Jahren auch christliche wie auch islamische Araber – vulgo Palästinenser. Ist es denn so schwer zu verstehen, dass Jüdischsein zunächst mal eine religiöse Verortung ist? Das völkische Element hat mindestens das 19. Jahrhundert und die Nazi-Ideologie dazugebracht. Dass wir das in der taz heute so lesen, kann ich schwer verstehen. ERNST-FRIEDRICH HARMSEN, Berlin

Völlige Wirkungslosigkeit

■ betr.: „Lesbisch-schwules Stadtfest: Kopftuch-Streit unterm Regenbogen“, taz.de vom 18. 6. 15

Der Vorgang mit dem Plakat erinnert etwas daran, wie in der DDR Plüschteddybären designt wurden – hinterher kam etwas heraus, was keiner haben wollte. Als Nichtszeneangehöriger kann man auf jeden Fall amüsiert zur Kenntnis nehmen, dass sich Szene, Subszenen und Subsubszenen ausreichend puzzelig mit sich selbst beschäftigen und damit völlige Wirkungslosigkeit sicherstellen. Immerhin ist der Unterhaltungswert nicht zu unterschätzen. MICHAEL, taz.de

Kein Hotelersatz

■ betr.: „Illegale Ferienwohnungen in Berlin: Auf der Spur der Touristen“, taz.de vom 17. 6. 15

„Trautwein kritisiert: ‚Es ist für die Stadt einfacher zu sagen, die Betreiber machen einen Fehler, statt sich an die eigene Nase zu fassen und zuzugeben, dass man zu wenig neue Wohnungen gebaut hat‘“, schreibt ihr.

Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun? Wohnungen sind Wohnungen und sollen dem Wohnen dienen, nicht als Hotelersatz. Das ist eine sinnvolle Politik ganz unabhängig von der Anzahl verfügbarer Wohnungen. „Unüberwindbare finanzielle Probleme“ zu bekommen, weil man eine Wohnung wieder ganz normal als Mietwohnung vermieten muss, ist auch schon ein Kunststück. Mein Mitleid mit den gebeutelten Eigentümern hält sich in Grenzen. Max Mutzke, taz.de

Lukratives Bauen

■ betr.: „Kommentar zur Mietwohnungs-Quote: Ein Fortschritt, irgendwie“, taz.de vom 16. 6. 15

Nicht nur der Eigentümer einer (hierzulande meist vorher landwirtschaftlichen) Fläche ist der große Gewinner, wenn er es schafft, dass die Stadt ein Neubaugebiet auf seiner Fläche auszeichnet. Einzelne Grundstücke zum Selbstbebauen gibt es dann trotzdem nicht, meist geht alles an einen Bauträger, zumindest in den teuren, mittelgroßen Städten in Bayern. Ein Grundstück bekommt man schon – aber nur wenn man vom Bauträger ein Haus draufstellen lässt. Das kostet dann leicht mal 150.000 Euro mehr gegenüber der Summe von Bodenrichtpreis, Erschließungskosten und dem Angebot einer anderen Baufirma.

Aber ohne Grundstück kann man sich keine eigene Baufirma holen. Und der Bauträger mit den vermutlich guten Kontakten in die kommunale Politik bekommt alle Grundstücke – zumindest wurden hier in der Stadt schon ganze Wohnviertel neu gebaut, und nur ein paar wenige unattraktive Grundstücke tauchten auf dem freien Markt auf, so 30 Meter neben einer Bundesstraße und Ähnliches. Alle anderen Grundstücke sind nur über Bauträger zu haben.

Das ist das Ergebnis von von vier Jahren Suche nach Grundstücken, während deren zwei große Neubaugebiete hochgezogen wurden.

Milchpreis, taz.de

Das Ufer stinkt

■ betr.: „Umweltproblem Kanalisation: Starkregen verpestet Landwehrkanal“, taz.de v. 15. 6. 15

Der gesamte Uferbereich stinkt übelst nach Ammoniak und Verwesung. Da ist auch noch das ganze Federvieh, das in der Brühe schwimmt, und man frägt sich schon, ob das nicht irgendwie vermeidbar gewesen wäre. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren habe ich bislang noch kein Sauerstoffboot gesehen und überall sind Bauarbeiten im Gange, teilweise an Stellen, die schon vor wenigen Jahren bereits mal offen waren.

Außerdem werden immer noch mehr Bäume am Ufer abgeholzt. Die würden in freier Natur schon noch eine Weile stehen, aber teilweise sind die so morsch, dass bei starken Gewittern hin und wieder schwere Äste abbrechen.

Man hätte das Problem schon früher mit längerfristigen Konzepten angehen sollen, dann wäre ein Übermaß an Eingriffen eventuell vermeidbar gewesen. Ich glaube jedenfalls nicht, dass der viele Regen das alleinige Problem ist, sondern nur der letzte Anstoß für das Umkippen war.

timocracy, taz.de

Mehr ÖPNV!

■ betr.: „Unterwegs auf Berlins Straßen: Es läuft gut“, taz vom 18. 6. 15

Eine sehr gute Entwicklung in Berlin! Die Gründe für den Rückgang der Pkw-Anschaffungen ist nicht nur der mindere Wert als Statussymbol, sondern auch einfach die Tatsache, dass das Parken in Berlin zur Hölle werden kann. Wer in Charlottenburg wohnt, weiß was ich meine … Ich hoffe, die Entwicklung hält an. Mehr ÖPNV und mehr Radwege für Berlin. ANDY B., taz.de

Politikversagen

■ betr.: „Illegale Ferienwohnungen in Berlin: Auf der Spur der Touristen“, taz.de vom 17. 6. 15

„Vermutlich gibt es über 12.000 illegale Ferienwohnungen in ganz Berlin“, sagt ihr. Einen besseren Beweis dafür, dass die Politik an dieser Stelle vollkommen versagt hat, gibt es wohl nicht.

MANUELA DITTMAR, taz.de

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen