: „Auch Kinder haben Rechte“
FRIESENHOF Das Land hätte Kontaktsperre, Post- und Telefonkontrolle im Mädchenheim nicht erlauben dürfen, sagt der FDP-Fraktionschef
Im Fall Friesenhof wird nun die im April zwischen Land und Heimträger geschlossene „Vereinbarung“ zum Politikum. Das bislang nur einigen Medien vorliegende Papier wurde am Dienstag durch den Piraten-Abgeordneten Wolfgang Dudda publik.
„Ich bin fast vom Stuhl gefallen, als ich diesen offensichtlich rechtswidrigen Vertrag las“, sagt FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki. In der Vereinbarung heißt es unter anderem, den Mädchen werde Kontakt mit Dritten in den ersten acht Wochen untersagt. Auch Telefon- und Postkontrolle sind erlaubt. Persönliche Sachen können weggenommen werden, sofern sie nicht von emotionaler Bedeutung sind.
Solche Grundrechtseingriffe könnten nur mit richterlicher Genehmigung erfolgen, sagt Kubicki. Eine Zustimmung der Sorgeberechtigten reiche nicht: „Auch Kinder haben Rechte.“
Wie berichtet, ersetzt die Vereinbarung einen Auflagenbescheid vom 30. Januar, der die Wegnahme von persönlichen Sachen, Post- und Telefonkontrollen untersagt hatte. „Dieser Bescheid war in Ordnung“, so Kubicki. Nur weil die Trägerin klagte, müsse das Land ihn nicht zurückziehen. „Es sei denn, man wollte vermeiden, dass es zum Verfahren kommt.“ Dann wären die Vorwürfe publik geworden.
Kubicki reichte nun eine Anfrage an den Landtag ein. Er will wissen, wer die Vereinbarung verfasste und auf welcher Rechtsgrundlage hier ein privater Träger ermächtigt wird, in Grundrechte einzugreifen. Dazu gefragt, erklärte das Sozialministerium, man werde die Entscheidungen des Landesjugendamtes „auf den Prüfstand stellen“. KAJ
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen