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Alles rein in die Grube

STAND DER DINGE II Mit der Asse, Schacht Konrad und Gorleben ist Niedersachsen Atommüllland

Das ehemalige Salzbergwerk Asse II im Kreis Wolfenbüttel galt offiziell als „Versuchsendlager“. Obwohl die Grube instabil ist und die beiden Nachbarschächte bereits früher abgesoffen waren, wurden hier zwischen 1967 und 1978 rund 126.000 Fässer mit schwach und mittelradioaktivem Atommüll sowie chemische Stoffe wie Arsen eingelagert. Teilweise per Versturztechnik: Radlader kippten die Tonnen einfach in die Kammern. Ein genaues Verzeichnis über das radioaktive Inventar der Asse fehlt bis heute.

Seit 2009 betreibt das Bundesamt für Strahlenschutz die Asse. Die Behörde favorisiert die Räumung: Die teilweise wohl durchgerosteten Fässer sollen nach Möglichkeit geborgen und zunächst in ein Zwischenlager gebracht werden – es wäre das weltweit erste Unterfangen dieser Art. Die Zeit drängt, denn jeden Tag laufen rund 12.000 Liter salzhaltiges Wasser aus.

Wenige Kilometer entfernt liegt das ehemalige Eisenerzbergwerk Schacht Konrad, das als nationales Endlager für schwach und mittelradioaktiven Atommüll vorgesehen ist. Die Genehmigung dafür wurde 2002 erteilt. Gerichte wiesen Klagen von Anwohnern und Kommunen ab. In letzter Instanz gab das Bundesverwaltungsgericht 2007 grünes Licht für den Bau. Schacht Konrad darf laut Genehmigungsbescheid bis zu 303.000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktiven Atommüll aufnehmen.

Ende 2014 wurde der Entwurf für ein „Nationales Entsorgungsprogramm“ bekannt: Demnach könnte sich das Volumen der Abfälle verdoppeln. Auch für die Fässer aus der Asse wäre Konrad eine Option.

Auf eine Eignung als Lagerstätte für hochradioaktiven Müll wurde seit 1977 der Salzstock Gorleben untersucht – tatsächlich entstand unter Tage ein fast fertiges Endlager. Im Zuge des vermeintlichen Neustarts der Endlagersuche wurden die Arbeiten in Gorleben im vergangenen Jahr gestoppt und dem Bergwerk ein sogenannter Offenhaltungsbetrieb verordnet. Die Schächte und ein Verbindungsstollen werden entgegen der Forderung von Atomkraftgegnern nicht zugeschüttet. Auch weil die Bundesregierung kürzlich die Veränderungssperre für den Salzstock um zehn Jahre verlängerte, argwöhnen Umweltschützer, dass die Endlagersuche am Ende doch wieder auf Gorleben hinausläuft. In der Castorhalle gleich gegenüber lagern bereits 113 Behälter mit stark strahlendem Atomschrott.

Weitere Zwischenlager für hochradioaktive Abfälle finden sich an den AKW-Standorten – dem Brunsbütteler Lager entzog das Bundesverwaltungsgericht kürzlich die Betriebserlaubnis, weil der Betreiber keine Sicherheit gegen Flugzeugabstürze und Terrorangriffe nachweisen konnte.  REIMAR PAUL

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