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Zufrieden mit dem Job?

ARBEIT Acht Berlinerinnen und Berliner geben Auskunft darüber, wie viel sie arbeiten, was sie verdienen – und ob sie glücklich sind mit dem, was sie tun

Der Erzieher

Name: Dustin S.

Beruf: Erzieher

Alter: 28

Lebt in: Prenzlauer Berg

Beschäftigungsverhältnis: unbefristete Vollzeitstelle, arbeitet 39 Stunden die Woche

Einkommen: rund 1.500 Euro netto im Monat plus 400 Euro Zuverdienst als Barkeeper

Jahresurlaub: 30 Tage

Dustin S.: „Die Arbeit mit Kindern macht mir großen Spaß. Seit August letzten Jahres arbeite ich in einer deutsch-spanischen Grundschule. Das hat den Vorteil, dass ich während der Arbeit meine Spanischkenntnisse verbessern kann.

Vorher habe ich für einen freien Träger in einer Kita gearbeitet. Da waren die Arbeitsbedingungen deutlich schlechter. Ständig gab es Personalmangel. Die Kinderbetreuung hätte so eigentlich gar nicht zustande kommen dürfen. Das war verantwortungslos. Außerdem war die Arbeit schlechter bezahlt.

In der Schule arbeite ich besonders gerne am ‚Förderband‘: Das sind die speziellen Förderangebote, die wir den Kindern machen. Jedes Kind kann auswählen, was ihm gefällt.

Bisher ist die Arbeit für mich noch nicht körperlich belastend. Aber wenn ich mir die älteren Kollegen ansehe: Die haben schon ganz schön zu knabbern.

Auf längere Sicht kann ich mir nicht vorstellen, einfach nur Erzieher zu bleiben. Ich möchte eine Weiterbildung zur pädagogischen Unterrichtshilfe machen. Die würde vier Semester dauern und wäre – bei vollem Lohnausgleich – in die Arbeit integriert. Dann würde ich auch mehr Geld verdienen.

Mit dem Gehalt komme ich nicht nicht ganz hin, da muss ich etwas dazuverdienen. An zwei Samstagen im Monat arbeite ich als Barkeeper in einem Club.

Ich würde schon sagen, dass meine Arbeit gesellschaftlich anerkannt ist. Aber viele Leute haben ein falsches Bild von meinem Beruf. Die denken, ich sei bloß so eine Basteltante und der Job einfach, den kann doch jeder machen. Dabei basteln wir ja nicht bloß mit den Kindern. Die Arbeit ist wesentlich anspruchsvoller, als man denkt.“PROTOKOLL: IDE

Was die Bezahlung angeht, liegen die Berliner seit vielen Jahren etwa im Bundesschnitt. Sie verdienen schlechter als ihre Kollegen in Süddeutschland. Dem Gehaltsvergleich von Internetportalen zufolge hat eine Altenpflegerin in Berlin am Monatsende rund 200 Euro weniger auf dem Konto als eine Altenpflegerin in München – obwohl sie genau so viele Stunden gearbeitet hat. In den angrenzenden ostdeutschen Bundesländern verdienen die Menschen dagegen deutlich weniger als in Berlin.

Und auch mit dem Verdienst der Berliner geht es bergauf: Im Jahr 2014 knackten die ArbeitnehmerInnen – Teilzeit-, Vollzeit- und geringfügig Beschäftigte – die 3.000-Euro-Marke: Sie verdienten im Schnitt 3.010 Euro brutto im Monat. Wie viel den Leuten netto bleibt, erfasst das Statistikamt nicht. Bei 65 Prozent wären es 1.957 Euro. Für ihr Gehalt können sich die Leute tatsächlich mehr kaufen als zuvor. Die Inflationsrate betrug im vergangenen Jahr nur 0,9 Prozent – bei einer Lohnsteigerung von 1,8 Prozent.

Der Krankenpfleger

Name: Jan O.

Beruf: Krankenpfleger

Alter: 37

Lebt in: Friedrichshain

Beschäftigungsverhältnis: unbefristete Teilzeitstelle, arbeitet 32 Stunden die Woche; studiert nebenbei Psychologie

Einkommen: zwischen 1.700 und 1.800 Euro netto im Monat

Jahresurlaub: 30 Tage plus 4 Tage für wechselnde Schichten

Jan O.: „Ich bin examinierter Krankenpfleger und arbeite in einer Klinik mit älteren Patienten, die psychisch krank sind oder an Demenz leiden. Ich arbeite im Dreischichtensystem. Einen festen Rhythmus gibt es nicht. Manche mag das belasten, ich komme damit aber gut klar. Ich schaue eben, dass ich vor einer Frühschicht früh genug ins Bett gehe.

Wir Pflegekräfte unterstützen die Patienten vor allem im alltäglichen Leben: Essen, Trinken, Waschen, Kleiden, Bewegen. Das ist körperlich manchmal anstrengend. Wir müssen natürlich mit ihnen umgehen können. Es kommt vor, dass ein Demenzkranker alle zwei Minuten dieselbe Frage stellt. Oder neben das Bett uriniert, weil er die Toilette nicht mehr findet oder sie nicht mehr zu benutzen weiß. Da muss man geduldig bleiben. Es hilft beim Umgang mit den Patienten sehr, wenn man sich versucht in sie hineinzuversetzen, um so ihr Verhalten besser zu verstehen.

Ich arbeite in einem guten Team mit motivierten Kollegen. Wir wollen das, was wir tun, wirklich tun. Immer wieder entwickeln wir Ideen, wie man etwas besser machen könnte, und versuchen, diese umzusetzen. Insgesamt bin ich zufrieden, es gibt in der Krankenpflege allerdings wenig Aufstiegsmöglichkeiten. Ich könnte irgendwann Stationsleitung werden, doch diese Stellen sind rar. Um mich persönlich weiterzuentwickeln, studiere ich nebenbei Psychologie an der Humboldt-Uni und stehe kurz vor dem Abschluss. Erst mal arbeite ich danach normal weiter und schaue dann, ob ich irgendwann was anderes machen will.“

PROTOKOLL: ALL

Am besten verdienten Berliner Beschäftigte 2014 in der Energieversorgung; Vollzeitkräfte kamen hier auf monatlich 5.843 Euro brutto. In Restaurants und Hotels dagegen ist wenig zu holen: Im Gastgewerbe erhielten die Vollzeitbeschäftigten im Schnitt 2.231 Euro brutto. Vor allem ungelernte Arbeitskräfte werden schlecht bezahlt. 2015 dürfte sich das verbessern – seit Anfang des Jahres gilt der Mindestlohn.

Die Friseurin

Name: Greta G.

Beruf: Friseurin

Alter: 31

Lebt in: Mitte

Beschäftigungsverhältnis: unbefristete Teilzeitstelle, arbeitet 32 Stunden die Woche

Einkommen: rund 1.000 Euro netto im Monat plus Trinkgeld (rund 10 Euro am Tag))

Jahresurlaub: 19 Tage

Greta G.: „Ich mag meinen Beruf sehr. Ich komme aus Osteuropa und habe schon dort als Friseurin gearbeitet. Seit einem Jahr bin ich in einem Salon in Mitte. Eigentlich mag ich alles: Waschen, Schneiden, Färben, Fönen. Wir bieten auch Make-up und Hochsteckfrisuren an. Vor allem Schminken macht viel Spaß. Ich gehe gerne mit Menschen um, unterhalte mich mit ihnen. Klar, wenn jemand seine Ruhe haben will, lass ich ihn auch.

Es gibt immer etwas Neues. Alle Menschen sind anders, alle Haare sind anders. Ich empfehle den Kunden auch Frisuren, und ich habe das Gefühl, die Leute in Berlin sind offen für Neues.

Ich arbeite an vier Tagen die Woche, entweder von 9 bis 18 Uhr oder von 11 bis 20 Uhr. Wenn ich Überstunden mache, etwa weil jemand anders Urlaub hat, bekomme ich das ausbezahlt oder kann an anderen Tagen freinehmen. Natürlich gibt es einen gewissen Druck, dass man innerhalb der vorgesehenen Zeit fertig wird. Wir planen fürs Schneiden eine Stunde ein. Richtig stressig ist es aber nicht, weil wir im Team arbeiten. Wenn ich ein bisschen Zeit übrig habe, helfe ich den Kollegen und umgekehrt. Von anderen Friseuren habe ich Horrorgeschichten gehört. Ich finde, mein Arbeitsplatz ist ein Traum.

Mit dem Geld komme ich aus. Der Mindestlohn hat bei mir nichts verändert, den habe ich schon vorher bekommen. Natürlich könnte ich mir auch einen höheren Lohn vorstellen. Aber das kann sich mit der Zeit ja auch noch entwickeln.

In meiner Heimat habe ich für andere Friseure Seminare gegeben und bei Haarshows frisiert. Vielleicht mache ich das hier auch irgendwann?“ PROTOKOLL: ALL

Etwas mehr Berliner haben inzwischen also eine gewisse Sicherheit im Job und viele ein bisschen mehr Geld in der Tasche. Man kann annehmen, dass die Menschen glücklicher sind. Sicher ist das nicht: Die Zufriedenheit bei der Arbeit hänge vor allem davon ab, wie gut die Persönlichkeit eines Menschen, seine Stärken und Wertevorstellungen mit seiner Tätigkeit übereinstimmen, sagt Arbeitspsychologin Antje Ducki von der Beuth Hochschule für Technik. Die Bezahlung allein reißt es nicht raus. Ducki sagt: „Wenn Menschen ihre Fähigkeiten ausleben können und irgendwie das Gefühl haben, das, was sie machen, sei sinnvoll, dann sind sie glücklich.“

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