Kritik an Gedenkfeier

BERLIN taz | Nach außen sah alles gut aus: Kränze wurden niedergelegt, das Kaddisch-Gebet gesungen, Rosen gepflanzt. Vergangenen Sonntag gedachten im brandenburgischen Fürstenberg Politiker, Vertreter von Häftlingsvereinigungen und Überlebende der Befreiung des KZ Ravensbrück vor 70 Jahren.

Nun erklären freiwillige Helfer, dass es an Fingerspitzengefühl bei der Betreuung der Zeitzeugen gemangelt habe. 89 Überlebende waren aus Israel, Südafrika und anderen Ländern angereist. Hannah Rainer und Jakob Wischniowski, zwei Ehrenamtliche, kritisieren die Situation während des gemeinsamen Essens: Hier Politiker und Repräsentanten, die bedient wurden und von Porzellangeschirr aßen – dort die Überlebenden mit Papp- und Plastikgeschirr. Die Zeitzeugen hätten aufgrund eines organisatorischen Chaos lange auf ihr Essen warten müssen, für das sie zuvor Wertmarken bekommen hätten.

„Wir haben den Eindruck gewonnen, dass nicht die Überlebenden und ihr Wohl im Zentrum der Veranstaltung standen, sondern repräsentative Interessen“, so Rainer und Wischniowski. Ein jüdischer Ehrenamtlicher – er trug eine Kippa – soll an den „VIP-Tischen“ abgewiesen worden sein, als er auf die beschämende Essenssituation hinweisen wollte.

Horst Seferens, Sprecher der Stiftung Brandenburgischer Gedenkstätten, wies die Vorwürfe weitestgehend zurück: An den „VIP-Tischen“ hätten schließlich auch drei Repräsentanten der Zeitzeugen gesessen. „Diese Essensmarken gab es, aber ich sehe darin kein Problem“, sagt Seferens. Es habe sie gegeben, damit man zwischen denen unterscheiden könne, die kostenlos essen – die Zeitzeugen –, und anderen Besuchern. „Und bei Essen dieser Größenordnung ist es üblich, dass man Pappgeschirr verwendet.“ JENS UTHOFF

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