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THEATER

betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

ESTHER SLEVOGT

Er ist schon seit Längerem ins Fadenkreuz der verschärften Beobachtung geraten: der weiße heterosexuelle Mann – bereits seit sehr langer Zeit die machtvolle Normexistenz, an der sich alles zu orientieren hat. Beziehungsweise gemessen wird. Doch haben Feminismus, sowie Gender- oder Colonial-Studies an dieser Norm zu kratzen begonnen. Trotz aller Dekonstruktionsversuche scheint ihre Macht ungebrochen. Das HAU hat der Befragung dieses Phänomens, das es in seiner Vorankündigung als die „standardisierte Benutzeroberfläche westlicher Gesellschaften“ bezeichnet, ein ganzes Festival gewidmet: „Männlich Weiß Hetero“ (21. 4. bis 3. 5.).

Einer der Ausgangspunkte dieses „Festivals über Privilegien“, wie es im Untertitel heißt, ist die Burleske „Straight White Men“ der US-Dramatikerin Young Jean Lee (23., 24. & 25. 4.), in der man in einem Spießerwohnzimmer auf ein paar typische Vertreter dieser Gattung trifft. Aber auch experimentellere Formate gehen dem Thema nach: Die südafrikanischen Tänzer Thabiso Heccius Pule und Hector Thami Manekehla untersuche in ihrer Performance „P.E.N.I.S-P.O.L.I.T.I.C.S.“ diverse Männlichkeitsklischees (23. & 24. 4.). Die südafrikanische Choreografin Mamela Nyamza evoziert in ihrer Performance „Insinqala“ (23. & 24. 4.) Bilder von Macht, Krieg, Armut und Korruption, die für sie auf der Kehrseite des Männlichkeitsbegriffs entstehen. Die Produktion „sexyFM“ (24. & 25. 4.) des Lissaboner Künstlerpaars Ana Borralho & João Galante demontiert gängigen Männer- und Frauenbilder, in dem es Menschen in Körpern präsentiert, die diesen Vorstellungen widersprechen. Ein Highlight könnte auch das Genter Gastspiel von Luk Percevals Tschechow-Deutung „Platonow“ werden (28. & 29. 4.), die ein schon ziemlich angeschlagenes Modell der Species Straight White Man präsentiert. (HAU: „Männlich Weiß Hetero / Straight White Men“, alle Infos: www.hebbel-am-ufer.de)

Aber was passiert eigentlich mit uns, wenn unsere Normen und Herrschaftsstrukturen brüchig werden? Wenn wir gut sein wollen, obwohl wir weiß und hetero sind. Oder eine Putzfrau beschäftigen. Wenn wir uns verkrampfen in diesem „Wir-sind-die-Guten“-Lebensgefühl? Dem Abgrund, den dieser Komplex im Leben einer Familie aufreißt, geht das neue Stück von Marius von Mayenburg „Stück Plastik“ nach. Im Rahmen des gerade laufenden Festivals Internationaler Dramatik (F.I.N.D.) kommt es in Mayenburgs eigener Inszenierung am 25.4. in der Schaubühne heraus. Eine Komödie, bei der einem bald das Lachen vergeht. (Schaubühne: „Stück Plastik“, Premiere: 25. 4., 19. 30 Uhr)

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