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Gewonnen, aber nichts erreicht

KLASSENKAMPF Der Glücks-Sieg gegen Nürnberg bringt den FC St. Pauli im Abstiegskampf kaum weiter

Die Hamburger haben ein extrem schweres Rest- programm vor sich

Sören Günther gab es ehrlich zu: „Heute hat die bessere Mannschaft verloren“, sagte der Abwehrchef des FC St. Pauli und strahlte dabei in die Kamera. Selten dürfte es dem 28-Jährigen so viel Spaß gemacht haben, zum schlechteren Team zu gehören, wie am Freitag: 90 Minuten lang hatte Gonther sich zuvor gegen die drohende Hamburger Heimniederlage gegen den FC. Nürnberg gestemmt, mit einigem Glück – und einem überragenden Robin Himmelmann im Tor – Angriffswelle um Angriffswelle der Gäste aus Franken entschärft.

Und dann nutzte Abwehrkollege Lasse Sobiech auch noch Sekunden vor Ablauf der regulären Spielzeit den ersten gefährlichen Eckball der Paulianer und köpfte an den gegnerischen Innenpfosten. „Ich habe den Ball angefleht, bitte nicht wieder rauszuspringen“, erinnerte sich Sobiech später. Und tatsächlich trudelte der Ball vom Alluminium aus – hinter die Nürnberger Linie. Der Rest war pure Freude über einen „supersupersuperwichtigen“ – so Trainer Ewald Lienen – Dreier.

Schon gestern dann war Gonthers gute Laune wieder verflogen. Weil alle direkten Abstiegskonkurrenten es dem Hamburger Zweitligisten gleichtaten und ihre Spiele gewannen, tritt St. Pauli in Sachen Klassenerhalt auf der Stelle: Man steht auf dem Relegationsplatz, und der könnte zwei Entscheidungsspiele um den letzen freien Zweitligaplatz zur Folge haben: gegen den Dritten aus Liga Drei.

Und dann haben die Hamburger auch noch ein extrem schweres Restprogramm vor sich, mit Auswärtsspielen beim Zweit- und beim Drittplazierten, in Kaiserslautern und Darmstadt. Und weil die Entscheidung über den Klassenerhalt wohl erst am letzten Spieltag – oder gar erst in der erwähnten Relegation – fallen wird, kann St. Paulis Sportchef Thomas Meggle nicht planen: Keiner der Spieler im Kader ist mit einem Vertrag für die Dritte Liga ausgestattet, auf dem Transfermarkt wiederum gibt es kaum einen Akteur, den die Hamburger sowohl für die dritte als auch die zweite Liga verpflichten würden.

Der derzeit 33 Köpfe zählende Kader könnte sich im Falle des Abstiegs in alle Winde zerstreuen. Bleibt St. Pauli andererseits in Liga zwei, kann Meggle erst spät in das Ringen um Verträge und Personal einsteigen. Schlechte Vorzeichen also für die kommende Saison.

Die würde in der dritten Liga in jedem fall zum finanziellen Drahtseilakt: Die Finanzierung des im kommenden Sommer komplett fertig gestellten Stadions am Millerntor beruht auf der Prämisse, dass der Verein in den kommenden zehn Jahren zwar nicht aus Geldgründen in die Bundesliga aufsteigen muss – aber eben auch keinesfalls absteigen darf.  MAC

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