: Die letzten Wochen der Nazis
1945 Mit der Schlacht an den Seelower Höhen begann vor 70 Jahren der Kampf um Berlin. Am 2. Mai kapitulierte die Stadt
Berlins Kommandant Helmuth Weidling am 2. Mai 45
Morgens um fünf Uhr startete das Trommelfeuer. Zwei Stunden lang gingen die Geschosse der Roten Armee auf die Verteidigungsstellungen der Wehrmacht nieder. Dann kamen die Panzer, danach folgte die Infanterie. Am 16. April 1945, vor genau 70 Jahren, begann die Schlacht um die Seelower Höhen östlich von Berlin. Es war zugleich der Beginn des letzten Kampfes um die damalige Reichshauptstadt.
Die Rote Armee hatte bereits am 31. Januar in Kienitz die Oder überschritten. Daran erinnert heute ein T34-Panzer sowie eine Gedenkstele am Oderufer. Doch der Hügelzug bei Seelow war wie geschaffen für einen letzten Verteidigungswall der Wehrmacht vor Berlin. Also ließ die Führung der Sowjetarmee drei Fronten an Oder und Neiße zusammenziehen: die 1. und 2. Belorussische Front und die 1. Ukrainische Front. Der Blutzoll aber war gewaltig: Mehrere zehntausend Menschen sind bei der Schlacht um die Seelower Höhen gestorben, heißt es in der Gedenkstätte in Seelow.
Fünf Tage nach dem Beginn der Schlacht erreichte die 1. Belorussische Front in Mahlsdorf die Berliner Stadtgrenze. Noch heute erinnert daran ein fünfzackiger Stern in der Landsberger Allee 563. Die Straße der Befreiung wurde 1993 wieder in Alt-Mahlsdorf zurückbenannt.
Trotz der absehbaren Niederlage sollte die Hauptstadt nach dem Willen der Nazis ohne Rücksicht auf Verluste verteidigt werden. Noch am 24. April peitschte die Naziparteizeitung Völkischer Beobachter den Lesern in ihrer letzten Ausgabe ein: „Berlin kämpft unter dem Befehl des Führers“. Da standen die ersten Einheiten der Roten Armee schon in Buckow, Rudow und Zehlendorf. Zwei Tage später wurde Kreuzberg erobert. Der Kreis um die Innenstadt schloss sich. Am 25. April 1945 war Berlin eingekesselt.
Schon drei Tage zuvor war das KZ Sachsenhausen von der Roten Armee befreit worden. Am 30. April erreichten die Sowjetsoldaten auch das KZ Ravensbrück. An beide Ereignisse wird an diesem Wochenende in zahlreichen Gedenkveranstaltungen erinnert (siehe Text rechts).
Am 30. April verübte Adolf Hitler Selbstmord. „Unser Führer ist gefallen“, log die Propaganda. Nach einem erbitterten Kampf im Regierungsviertel wurde noch am selben Tag die Sowjetflagge auf der Ruine des Reichstags gehisst.
Am 2. Mai kapitulierte Berlins Kommandant Helmuth Weidling bedingungslos. Über sowjetische Lautsprecherwagen ließ er verkünden: „Jeder, der jetzt noch im Kampf um Berlin fällt, bringt sein Opfer umsonst.“ In der Schlacht um Berlin starben über 55.000 Zivilisten. UWE RADA
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen