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Ausgesparte Geschlechterdimension

betr.: „Leerstelle des Schulsystems“, taz vom 18. 1. 08

Die Mehrzahl der LehrerInnen, vor allem jedoch Eltern- und Schülervertretungen in NRW wehren sich vehement gegen die Einführung von sogenannten Kopfnoten, mit denen Schlüsselkompetenzen wie Selbständigkeit, Verantwortungsbereitschaft, Kooperationsfähigkeit beurteilt werden. Niemand kann wünschen, dass ein junger Mensch bescheinigt erhält, sie oder er sei charakterlich ungeeignet für die Anforderungen der Wissensgesellschaft. Wie Pickel sei das, sagen Schülervertreter zu Recht. Auch in dieser Diskussion bleibt die Geschlechterdimension gemeinhin ausgespart.

Umso interessanter ist die Facette, die Ralph Bollmann aufgreift. Das bessere schulische Abschneiden sittsamer Mädchen gegenüber männlichen Rabauken verbaue die Lebenschancen junger Männer. Nicht ohne Häme pocht der Autor allerdings auf die patriarchale Dividende. Man werde sich wundern, wenn brave Frauen im richtigen Leben trotzdem von Männern überflügelt werden. Der Autor macht es sich zu einfach.

Es wäre verdienstvoll, wenn die taz eine Diskussion in Gang setzte über das zunehmende Auseinanderklaffen der Bildungsabschlüsse von Frauen und Männern. Woher kommt es, dass Männer zwischen Kindergarten und Hochschule immer mehr teure Unterstützung erhalten, um zum Schluss doch immer weiter zurückzufallen? Kann eine Bildungsreform Abhilfe schaffen? Hier geht es nicht um Geschlechterfragen, sondern um Entwicklungen, die für Gesellschaft und Ökonomie von fundamentaler Bedeutung sind. Mit Kopfnoten hat das wenig zu tun. ELISABETH STIEFEL, Köln

Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor. Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.

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