WOCHENÜBERSICHT: LAUTSPRECHER: Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt
Heute wird im Kulturhaus Mitte im Rahmen der Jour-fixe-Reihe „Krieg“ über „Das Märchen vom ethischen Krieg“ gesprochen. Referent ist Daniel Bensaïd. Und er hat recht: Krieg ist, auch wenn’s einigen so gefiele, niemals gerecht und „sauber“. Politik ist es jedoch auch nicht. Und Krieg ist bekanntlich ein Mittel, um Politik zu machen. Weiß Bensaïd das? Oder verkauft er Binsenweisheiten? Am Mittwoch wird in der K9 die „Antipsychiatrische Theorie“ erneut aus dem Hut gezaubert, diesmal von David Wichera, der im „Weglaufhaus Villa Stöckle“ arbeitet. Tatsächlich ist das Feld der Psychiatriekritik, Foucault her und hin, seit Jahren reichlich unbeackert, nur Scientology macht aus wiederum sehr kritikwürdigen Motiven Front gegen die zwangsweise Normierung von seelischen Zuständen. Da erscheint es angebracht, an die Ursprünge und die Geschichte der Psychiatriekritik zu erinnern – allerdings hoffentlich nicht, ohne diese Ansätze selbst einer fundierten Kritik zu unterziehen. Am Samstag wird im Blauen Salon des Mehringhofs von einer uns bis dato unbekannten Gruppe mit dem so schlagenden wie vorbelasteten Namen „Revolution“ eine Kritik der geschlechtlichen Rollenklischees betrieben. „Ich soll weniger verdienen als ein Mann, der die gleiche Arbeit leistet wie ich; ich soll die Kinder großziehen; ich soll kochen lernen und den Typen verheißungsvoll hinterherschauen, damit sie mich ansprechen“, heißt es in der Ankündigung, und das scheint vielleicht etwas simpel gefasst. Egal, der Eintritt ist frei. Außerdem ist man eh schon am Ort des Geschehens, denn auf der Kreuzung Mehringdamm/Gneisenaustraße soll an diesem Tag ab 15 Uhr für die „Freiheit der politischen Gefangenen weltweit“ demonstriert werden. Dass allerdings noch immer alle politischen Gefangenen Opfer der „Klassenjustiz“ sind, soll hier grundlegend bezweifelt sein.
Ethischer Krieg: Kulturhaus Mitte, Auguststr. 21, Mo., 19.30 Uhr
Antipsychiatrie: K9, Kinzigstr. 9, Mi., 20 Uhr
Rollenklischees: Mehringhof, Gneisenaustr. 2a, Sa., 12 Uhr
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