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Aus dem Sattel geworfen

Kerzengerade in schlecht sitzenden Anzügen: Richard Widmark, der allerletzte harte Mann Hollywoods, ist tot

Franz Josef Degenhardt hat dieses Jungsgefühl aus verlorenen Samstagnachmittagen und unbestimmter Sehnsucht gut auf den Punkt gebracht: „Erst um acht begann der Film, doch/ vor dem Kino stand’st du schon um drei. /Und du wartetest auf Marlon Brando/ und die andern Jungens aus Brooklyn,/ und du rauchtest so wie Richard Widmark,/ standest wie Frankie wiegend in den Knien…“ (aus „Umleitung“).

Eine jede Zeit hat ihre Helden. Diese sind nun alle tot. Frank Sinatra starb 1998, Marlon Brando 2004, und Richard Widmark – der am wenigstens sexualisierte Mann dieser Trias, zugleich aber auch der abgründigste – starb am Mittwoch im Alter von 93 Jahren auf seiner Farm in Connecticut. Als die Actionfilme noch Gangsterfilme oder auch Film-Noir-Filme hießen (Degenhardt wartete auf sie noch vorm Kino, später Geborene eher im Fernseh-Spätprogramm), begann Widmark seine Laufbahn als Hollywoodschauspieler. Klare Augen, glatte Züge, oft schlecht sitzende Anzüge und so eine gewisse Boshaftigkeit im Verhalten, die aus der Suche nach Anerkennung in einer harten Welt der Männer herzukommen schien. Positiv besetzte Rollen hat er später auch gespielt, etwa in dem Western „Cheyenne“ von John Ford – Reiten wie Widmark wäre auch ein möglicher Jungstraum gewesen, stets kerzengerade saß er im Sattel; aber das war in der engen Bundesrepublik eh nicht drin.

Als Liberaler outete sich Widmark in den Sechzigern, als er den Vietnamkrieg stark kritisierte. In den Siebzigern vermarktete er seine Bekanntheit und sein Talent auch schon mal in albernen Abenteuerfilmen wie „Rollercoaster“ oder „Bear Island“. Seine letzte Rolle spielte er 1991 als Senator in „True Colors“.

Da hatte man längst zwischendurch wie Robert DeNiro rauchen wollen. drk

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