piwik no script img

berliner szenen Gartenakademie

Unkönigliches Marketing

In unserem kleinen Schwätzchen outete sich Dieter Koslick als „automatischer“ Gartenfreund und Anhänger des Potsdamer Gartenreformers Karl Foerster. Charmant, wie der Berlinale-Chef Foersters Aufsatz „Blumengärten für intelligente Faule!“ als „Der automatische Blumengarten“ erinnerte. Ganz automatisch stieß ich dann auf eine freigebige Dame, die die „Englische Gartenschule“ verteilte, eine schmale Broschüre mit Kursangeboten zu ebenjenem Gebiet. Dies dachte ich, wäre vielleicht die richtige Person, um nach Gabriella Pape zu fragen. Sie, so stand es in meiner Einladung nach Dahlem für den 30. April, möchte die Idee der „Königlichen Gartenakademie“ wiederbeleben, in der Peter Joseph Lenné einstmals Gärtner ausbilden wollte.

Dass ich nun in einem schnieken Gartenbaubetrieb mit Champagner bewirtet wurde, schien mir der Nachfrage wert. Wo also steckte Frau Pape? „Dort, wenn Sie weitergehen, finden Sie sie“, war die Auskunft. Als ich bemerkte, ich sei von der Presse, wurde mir erklärt, ich stünde vor ihr. Nach dieser Ansage fuhr Frau Pape ungerührt fort, ihre Broschüren zu verteilen, bis sie launig bemerkte: „Presse war gestern.“ Worauf ich antwortete: „Wunderbar, dann brauchen wir heute ja nicht zu reden.“ Hatte ich gerade den Kurzlehrgang „Englische Humorschule“ absolviert? Oder doch nur die vulgäre Arroganz der Snobs wiedererkannt, die sich erst zu Hause – also gut – fühlen, wenn sie ihre Pflanzen in der „Königlichen Gartenakademie“ holen? Man denke nur: „Gartenbau Pape“?! Aber vielleicht, ich konnte es nun nicht in Erfahrung bringen, geht es nicht nur um cleveres Marketing. Und es finden auch automatische und nicht nur snobistische Gartenfreunde botanischen Rat.

BRIGITTE WERNEBURG

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen