… Reporter ohne Grenzen?: Gefängniszellen errichten
Angst breitete sich am Freitagmittag unter den Touristen am Potsdamer Platz aus. Mitten im schönen Fotomotiv „historische Verkehrsampel“ stand eine Zelle. Zwei Meter hoch, gemauerte Wände, sechs Quadratmeter Wohnfläche und drei winzige, vergitterte Fenster, aus denen sich verzweifelt Arme streckten – so unterentwickelt hatte sich die amerikanische Reisegruppe Good Old Germany nun doch nicht vorgestellt. Zaghaft näherte man sich der vermeintlichen Knastaußenstelle, aber statt um Wasser und Brot zu betteln, verteilten die Gefangenen Flyer. „In über 30 Ländern ist die Pressefreiheit nur 2 x 3 m groß“ stand dort zu lesen, und „Keine Freiheit ohne Pressefreiheit“. Statt der JVA Tegel hatte die Organisation Reporter ohne Grenzen hier ein Verlies errichtet, um anlässlich des Tags der Pressefreiheit auf die weltweit 130 Journalisten aufmerksam zu machen, die aus politischen Gründen hinter Gittern sitzen. „Allein 31 davon in China“, sagte Michael Rediske, Vorstandssprecher von Reporter ohne Grenzen. „Wir fordern eine freie Presse und eine Abschaffung der Zensur im diesjährigen Olympialand, aber auch in allen anderen der über 30 Staaten, in denen Journalisten inhaftiert sind.“ Dazu gehören neben den üblichen Verdächtigen Iran und Nordkorea auch die USA. Für deutsche Journalisten blieb es beim Probesitzen in der Pappmachézelle, die nach der Aktion unbestätigten Gerüchten zufolge als Wohnraum in München genutzt werden soll. Sechs Quadratmeter für 300 Euro warm, ein Schnäppchen nicht nur für Journalisten. JUW FOTO: AP
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