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GEZ – investigative Recherche 1:0

Beim Henri-Nannen-Preis fiel ein investigativer „Stern“-Beitrag zugunsten einer „FAZ“-Fleißarbeit durch den Rost

„Erlesene Schreibwaren“ werden alljährlich beim Henri-Nannen-Preis, einem der wichtigsten deutschen Journalistenpreise für das gedruckte Wort, ausgezeichnet. Heute ist es wieder so weit: „Ein Abend wie ein Erdbeben“, verspricht die Homepage des vom Hamburger Großverlag Gruner + Jahr ausgelobten Preises, der nach dem legendären Stern-Gründer benannt ist.

In der Kategorie „Beste investigative Leistung“ muss die Erde schon mal vorab gebebt haben: Hier verschwand der Stern-Beitrag „Wer hat, dem wird gegeben“ von Brigitte Alfter und Hans-Martin Tillack von der Nominierten-Liste, obwohl die mit namhaften Gruner+Jahr- und externen Journalisten besetzte Vorjury den Text aus guten Gründen dorthin gesetzt hatte: Es geht um eine geheime Auflistung von EU-Agrarsubventionen. Die brisante Erkenntnis: Blaublütige Großgrundbesitzer und Lebensmittelmultis profitieren überproportional, der Durchschnittsbauer wird eher mickrig abgespeist.

Die Nannen-Hauptjury sah das wohl anders. Und so findet sich nun die FAZ-Serie „Wie im Krimi – Die Methoden der GEZ“, für die FAZ-Redakteur Thomas Thiel schon Wächter- und Axel-Springer-Preis bekommen hat, in der Liste der preiswürdigen investigativen Leistungen. Keine Frage: Die Sammlung allfälliger Absurditäten rund um die Gebühreneinzugszentrale liest sich flott und macht Spaß. Nur – was ist an solcher Fleißarbeit investigativ? Könnte man heute bei der Gala ja mal drüber reden, wenn das Erdbeben vorbei ist. STG

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