Kunsträume:
Almut Grypstra – Stromlinie: Sie erschafft im Wesentlichen Holzskulpturen. Solche, die beweglich sind und die manchmal wie Spinnen oder so etwas aussehen. Und die – besonders hier, im Einstellungsraum für Kunst im Straßenverkehr – nachhaltig die Frage nach dem Wesen der Stromlinie aufwerfen. Denn das Stromlinienförmige bewegt sich zwar schneller. Aber nur in der vorgegebenen Richtung. Grypstras Objekte sind anders. „Mich interessieren die nicht optimierten Elemente. Sondern die den Erfindungen eigene Holperigkeit“, sagt die 1978 in Bonn geborene Künstlerin, die in Hamburg lebt. „Kinetische Installation und Collagen“ hat sie ihre Ausstellung genannt. Sie ist Teil des Jahresthemas „Bremsen“, das der Einstellungsraum initiiert hat.
Eröffnung: Do, 15. 5., 19 Uhr, Einstellungsraum für Kunst im Straßenverkehr, Wandsbeker Chaussee 11. Geöffnet Do+Fr 17–20 Uhr; bis 30. 5.
Marjolein de Groen – Später werde ich eine Möwe sein – Photoarbeiten: Ja, man glaubt es ihr. Im nächsten Leben, da fliegt sie bestimmt über uns allen her. Das suggerieren jedenfalls ihre Fotos, die oft von Wolken, Himmeln, Natur überhaupt handeln, immer in möglichst objektiver Draufsicht abgelichtet. Aber ist sie wirklich so objektiv wie sie tut? Nein, ist sie nicht. Im Gegenteil, sie spielt mit uns. Denn ganz en passant hat sie ein paar trompe l‘oeil-Effekte eingebaut, die man auf den ersten Blick gar nicht bemerkt. Aber dann fängt man an zu bezweifeln, dass sich im Autospiegel wirklich die Straße spiegelt. Der Winkel stimmt nicht, die Landschaft auch nicht. Außerdem hat die Künstlerin ein „How long“ an die Leitplanke gepinselt. Wie lang? Wohin? In der Tat, das wissen wir auch nicht.
Eröffnung: Fr, 16. 5., 19 Uhr, Künstlerhaus Sootbörn, Sootbörn 22. Geöffnet Sa+So 15–18 Uhr; bis 25. 5.
Tim Roda – Living Large: Da sitzen sie nun im Auto und schauen. Ein bisschen gehetzt vielleicht. Wo, weiß man nicht; könnte gut der Buckingham Palace sein. Seine Familie – Frau und Söhne – hat der 1977 in Pennsylvania geborene Fotograf auch für die Bilder seiner aktuellen Schau immer wieder abgelichtet. In symbolträchtiger Kulisse hat er sie verewigt und ganz nebenbei Immigration, aber auch persönliche Träume und Wünsche aufs Fotopapier gebannt. Diese Aufnahmen sind visuelle Kurzgeschichten. Und dass Roda die Kulissen aus Holz, Ton, Gips und Alltagskram jeweils im Atelier selbst baut, dass er später Schnittkanten grob und Flecken unabgewischt lässt: Das gehört genuin zum Work-in-Progress-Charakter seiner Arbeiten. Es macht einen Großteil ihres Charmes aus.
Eröffnung. Fr, 16. 5., 19 Uhr, Art Agents Gallery, Fabrikhallen Phoenix, Wilstorfer Straße 71. Geöffnet Mi–Fr 11–18 Uhr; bis 27. 6.
Mark Rothko: Eigentlich war er jüdischer Lette, aber davon spricht kaum noch jemand. Seit er zehn war, lebte Rothko, vor Pogromen geflohen, in den USA. Und seine übereinander gelagerten Farbfelder, die berühmten „multiforms“, die er seit Ende der vierziger Jahre malte, sind ohnehin universell. Mehr noch: Als religiöse Erfahrung wollte er verstanden wissen, was der Betrachter vor seinen Bildern empfand. Auslöser und Spiegel seelischer Zustände sollten die Farben jenes Malers sein, der zwar als abstrakter Expressionist galt, selbst aber nie auf die Abstraktion reduziert werden wollte. Denn für ihn war der Gefühlswerte jeder Farbe sehr konkret. Schwarz etwa repräsentierte für ihn die Leere und das Nichts. Die Tatsache, dass er vor seinem Freitod 1970 extrem viele dieser dunklen Bilder malte, lässt sich also durchaus als Vermächtnis deuten.
16. 5. – 3. 8., Kunsthalle. Geöffnet Di–So 10–18, Do bis 21 Uhr. PS
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