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KatholikentagWo war eigentlich der Papst?

Warum war eigentlich Benedikt XVI. nicht beim Katholikentag? Der Papst hätte in Osnabrück am Puls seiner Gläubigen horchen können: Dann hätte er gemerkt, dass sich seine Schäfchen meilenweit vom Diskurs der Amtskirche entfernt haben. Kein Zweifel: Für tausende Kirchentägler war der Treff in Osnabrück ein gelungener Event des Glaubens. Sie diskutierten, feierten und beteten tagelang, homosexuelle Katholiken präsentierten sich in Rufweite von Abtreibungsgegnern, der Laientreff stritt beherzt über Stammzellen, Herdprämie oder Klimapolitik.

KOMMENTAR VON KAI SCHÖNEBERG

Nicht nur hier hätte der Heilige Vater von den Gläubigen lernen können. Trotz demonstrativer Gesten von Juden und Christen sind die von Benedikt verursachten Irritationen beim Konflikt um die Karfreitagsfürbitte nicht beseitigt. Zudem knirscht es in der Ökumene. Zwei Jahre vor dem gemeinsamen Kirchentag in München ist das Miteinander auf Gemeinde-Ebene alltäglich, aber: Ein gemeinsames Abendmahl ist ohne Rom unmöglich – selbst wenn sich der pragmatische Bischofskonferenz-Vorsitzende Robert Zollitsch dies wünschen würde.

Immerhin, einen Schimmer der Hoffnung gab es auch: Rund 40 Prozent der Kirchentags-Teilnehmer waren unter 30 Jahre alt. Die nächste Christengeneration, so scheint es, lässt sich wenig vom römischen Betondenken beeindrucken.

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