: Bremer SPD-Stratege Detlev Albers ist tot
Pionier der Studentenbewegung, Politik-Professor, SPD-Landeschef und -Bundesvorstandsmitglied: Der am Samstag einem Schlaganfall erlegene Detlev Albers hatte einen langen persönlichen Marsch durch die Institutionen hinter sich
Als Detlev Albers 1967 gemeinsam mit seinem Kommilitonen Gert Hinnerk Behlmer vor den einziehenden Professoren der Hamburger Universität ein Protestbanner entrollte, konnte er nicht ahnen, dass er damit der Studentenbewegung einen Leitspruch mit auf den Weg gab. „Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren“ stand auf dem Transparent, mit dem der Studentenvertreter mehr Tempo bei den Hochschulreformen verlangte.
Albers war seit 1966 Mitglied der SPD. Der Mutterpartei galt der Jungsozialist als zu links. 1971 wurde er ausgeschlossen, weil er gegen das Kooperationsverbot mit der DKP verstoßen hatte. Der Ausschluss wurde später in ein zweijähriges Funktionsverbot umgewandelt. In den Jahren 1987 bis 1995 „diente“ Albers an der Basis in Bremen-Neustadt als Mitglied im Stadtteil-Beirat. Vergeblich versuchte er, Europa-Abgeordneter zu werden.
Ausgerechnet 1996, als die Bremer SPD unter Henning Scherf zusammen mit der CDU regierte, wurde der „linke“ Albers Landesvorsitzender der Bremer SPD. Er blieb es bis 2004 – also bis zum Ende der großen Koalition. In Bremen konnte er wenig in seinem Sinne bewegen, so suchte er im SPD-Bundesvorstand Profil zu gewinnen, vor allem in der Grundsatzkommission. Dass die SPD sich zeitweise wieder zum „Sozialismus“ als Ziel bekannte, sah Albers als sein Verdienst an. Die Partei dankte es ihm nicht: Beim Hamburger Parteitag 2007 wurde Albers mit 120 statt der nötigen 250 Stimmen abserviert.
Wie viele ’68er hatte Albers im zuvor attackierten Establishment Karriere gemacht. 1974 gehörte er zu jenen, die es in einem Sprung vom Assistenten zum Professor an der Bremer Reformuniversität schafften – die war damals stolz auf ihr Etikett als „Rote Kaderschmiede“. Albers starb am Samstag im Alter von 64 Jahren nach einem Schlaganfall. dpa/kawe
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