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Postzynische Vaudeville-Punks

Noch einmal geht es morgen im Knust um die Rechte von Migrantinnen. Diesmal erklimmen unter anderem die New Yorker Cabaret-Punks „World / Inferno Friendship Society“ für „Amnesty for Women“ die Bühne

Eigentlich konnte man sicher sein, dass ein Konzert, auf dem „Die Goldenen Zitronen“ spielen, ordentlich Geld in die Kassen des Vereins „Amnesty for Women“ bringen würde (siehe taz hamburg vom 19. 6.). Wenn die Lokalmatadoren aufspielen, kommen sonst doch auch alle. Gelandet ist man vor zweieinhalb Wochen beim Benefiz für die konsequenten Lobbyistinnen, Öffentlichkeits- und Basisarbeiterinnen in Sachen Rechte von Migrantinnen aber mit 350 Gästen bei „plus/minus null“. Eigentlich schon Grund genug, morgen Abend alle Bekannten zu überreden, ein wenig des monatlichen Einkommens abzuzweigen und sich solidarischen Fußes ins Knust zu begeben, beschämt, dass Fußball oder andere Dinge wichtiger schienen.

Derartigen Altruismus bedarf es indes überhaupt nicht. Leiten lassen kann man sich morgen schlicht vom schnöden Hedonismus. Denn die diesmal aufgebotene „World/Inferno Friendship Society“ gilt schließlich nicht wenigen als „bestes Punkrock-Orchester der Welt“. Wenngleich es sich bei den New Yorkern a) eigentlich überhaupt nicht um eine feste Band, sondern um ein mal acht, mal zwölf, mal 30 MitstreiterInnen zählendes theatralisches Projekt handelt und b) nicht wirklich um Punkrock im reinen Sinne, sondern um ein sehr eigenwilliges Gebräu aus Big Band, Swing, Ska, Klezmer und Punk. Dabei geht es den Cabaret-Punks um nicht weniger, als uns unsere „damn soul“ via Überschneidung von überbordener Vitalität, Frohsinn und Witz mit giftigem zynischen Unterton zurückzugeben.

Zustätzlich zum Vaudeville-Postzynismus gibt es das Duo „Jack Fucking Twist“ und DJ-Sets von Patex und Melissa Logan zu erleben. ROBERT MATTHIES

Fr, 11. 7., 21 Uhr, Knust, Neuer Kamp 30

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